Hypothese und Appell, Franz Kafka und seine Romane "Der Prozess" und "Das Schloss"
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Die Arbeit versucht, in kritischer Abklärung von Thesen, die die Sekundärliteratur im Umkreis der Frage nach Art und Möglichkeit der Interpretierbarkeit der kafkaschen Romane aufgestellt hat, die weltanschaulichen Optionen, die die Romane beinhalten, herauszuarbeiten. Dabei zeigt sich eine (formale) Kontinuität von - psychisch fundiertem - privat-persönlichem, kognitivem und eben auch dichterischem Verhalten, mit der Folge einer nur hypothetischen Präsenz weltanschaulicher Gehalte. Als in gleicher Weise in diese (formale) Kontinuität eingebettet erweisen sich Ansätze zu einer formalen Ethik. Deren Ähnlichkeit mit existenzphilosophischen Positionen, die rein zu illustrativen Zwecken einbezogen werden, gibt Kafka als zeitgenössischen Teilhaber eines Denkens zu erkennen, welches Incertismus, fehlende weltanschauliche Inhaltsgewißheit, formal-ethisch zu kompensieren bzw. gegenzusteuern versucht. Vermieden sind im vorliegenden Ansatz zwei, die Kafka-Literatur kennzeichnende, zueinander konträre Extremisierungen: Zum einen die Unterstellung einer definitiven, eindeutigen Weltanschauung; zum anderen die doktrinäre Einschränkung der Betrachtung auf ästhetisch-formale Gegebenheiten infolge einer vermeintlich rein ästhetischen Ambition der kafkaschen Werke bzw. infolge eines vermeintlich Inhaltlichkeit aufhebenden paradoxen Denkstils Kafkas.