Ethische Branchenstandards
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Angesichts vielfältiger Skandale sind Unternehmen heute immer öfter der Kritik ausgesetzt, daß ihr Handeln die ethische Legitimität vermissen läßt. Dabei befinden sich Unternehmen häufig in sogenannten moralischen Dilemma-Situationen, in denen weder die eine noch die andere Handlungsalternative ethisch legitimiert erscheint, weil Normen zueinander in Widerspruch geraten. Oft ist auch ein einzelnes Unternehmen moralisch überfordert, ein ethisches Problem im Alleingang zu lösen, weil dessen Bemühungen durch Trittbrettfahrer untergraben werden können. Von dieser Situation ausgehend, untersucht die vorliegende Arbeit, ob und inwieweit Unternehmen einer Branche gemeinsam mit weiteren Betroffenen ein ethisches Problem lösen können, das sich auf ein Produkt oder dessen Produktionsprozeß bezieht. Als Lösungsmöglichkeit wird ein ethischer Branchenstandard vorgeschlagen, der dann als ethisch qualifiziert werden darf, wenn seine Entstehung sich einem diskursiven Aushandlungsprozeß, einer ethischen Branchenvereinbarung, zwischen Unternehmen und weiteren vom ethischen Problem Betroffenen verdankt. Eine ethische Branchenvereinbarung gibt den Rahmen für den ethischen Branchenstandard vor. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wird anschließend geklärt, was einen ethischen Branchenstandard von einem herkömmlichen unterscheidet und welche Konsequenzen sich daraus für dessen Gestaltung und Etablierung am Markt ergeben. Hierzu werden Erkenntnisse aus dem Wissensmanagement, dem Innovations- und Technologiemanagement sowie aus der ressourcenorientierten Strategielehre herangezogen. Berücksichtigt wird dabei insbesondere, wie sich die beteiligten Unternehmen vor Trittbrettfahrern schützen können. Zudem wird deutlich, daß unternehmensethische Bemühungen systematisch auf die Unterstützung durch Konsumenten angewiesen sind, die in ihre Kaufentscheidung ethische Argumente mit einfließen lassen.