Körpermessungen verschiedener Menschenrassen
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Auch Österreich war eine kurze Zeit lang Seemacht, als man durch die Herrschaft über den Balkan auch Zugang zum Mittelmeer hatte. Sofort kam die Idee einer österreichischen Beteiligung an den Entdeckungsstreifzügen des 19. Jahrhunderts auf. Im Jahre 1857 schließlich startet die österreichische Fregatte Novarra zu einer der letzten Weltumsegelungen der europäischen Entdeckungsgeschichte. Unterstützt von Alexander v. Humboldt und anderen namhaften Gelehrten der Zeit werden im Verlaufe von drei Jahren zahllose Dokumente und Daten gesammelt. Auf der Weltreise wurden Vertreter aller erreichbaren Völker nach anthropometrischen Prinzipien vermessen. Rassenunterschiede sollten sich so in der Körpermessung manifestieren. Zehn Jahre später machen sich Schiffsärzte auf österreichischen Linienschiffen ans Werk und fügen den von der Novarra ermittelten Meßergebnissen auf der Grundlage modifizierter Meßverfahren weitere hinzu. All diese Daten schließlich faßt der k. u. k. Regimentsarzt in Konstantinopel, Dr. Augustin Weisbach mit eigenen Messungen zu einer Schrift zusammen, die vor allem eines zeigt: Welche Menschenrasse gilt als das Maß der Dinge und hat folglich das Recht, die anderen zu vermessen, und welches sind die Rassen, die Gegenstand der Messungen werden. Bei diesen spricht Weisbach schließlich nur noch von dem “lebendigen Material”. Die entstandene Schrift veröffentlicht der Berliner Arzt Rudolf Virchow, der sich bereits zweifelhafte Verdienste um die Craniologie, die Schädelmessung, erworben hatte, und der zugleich Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte ist, im Jahre 1877 als den bislang einzigen Supplementband der Zeitschrift für Ethnologie. Er sichert damit, ohne es freilich zu wissen, dieses wichtige Dokument des europäischen Rassendünkels im 19. Jahrhundert, der sich ganz wissenschaftlich und ‘objektiv’ als die entstehende Anthropologie gibt.