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"Mein Leben zu erleben wie ein Buch"

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Das kulturelle Gedächtnis stellt eine Bedrohung und Chance zugleich für die Identität und Kreativität des sich im historischen Raum situierenden Subjekts dar. Grundmanns Arbeit ist der Versuch einer Theorie von Autorschaft um die Jahrhundertwende, die den ‘Autor’ als hermeneutische Funktionsstelle in der Vernetzung von Texten betrachtet und damit Literatur immer auch zur Kritik an früherer Literatur, zum Metatext, werden läßt. Erinnerungsprozesse in der frühen und ‘mittleren’ Prosa Hofmannsthals, sowie in seinen Experimenten mit Film, Tanz und Pantomime um 1907, werden unter Bezug auf zeitgenössische Theorien von Zeit und Gedächtnis (Husserl, Brentano, Mach, Bergson), Filmtheorie (Béla Balázs, Deleuze), Tanztheorie (Fokine, Duncan, St. Denis, Wiesenthal) und neuere Metapherntheorie (Ricœur) interpretiert. Der komparatistische Ansatz schließt intertextuelle Bezüge zu Walter Pater, zum Wildeschen Ästhetizismus und zu T. S. Eliots konservativer Auffassung von Literaturgeschichte ein. Erarbeitet wird ein Erinnerungskonzept, das im Zeitalter des Historismus Literatur nur noch ermöglicht durch eine literargeschichtlich gewandelte simultanéité: das gleichzeitige Bewußthaben aller früheren (und späteren) Erscheinungsformen von Literatur, das den Autor als Kreuzungspunkt von Traditionslinien, als Katalysator begreift, und ‘seine’ Texte als Palimpseste (im Sinne von Freuds ‘Wunderblock’ und Derridas Schrift darüber) auffaßt.

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2003

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