Zwischen Gartenlaube und Karl May
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Um die Fragestellung und die Intention dieser Untersuchung eindeutig einzugrenzen: Es geht hierbei nicht um eine weitere Erforschung der Diplomatiegeschichte, nicht um eine Analyse der politischen oder der wirtschaftlichen Beziehungen, auch nicht um eine sachliche, rein an Fakten orientierte Analyse deutsch-amerikanischer Beziehungen im gewählten Zeitraum. Es geht ebenfalls nicht um das viel spezifischere, an bestimmten Sachaspekten interessierte und ausgerichtete Amerikabild einzelner Parteien, Bevölkerungs- oder Interessengruppen. Themen sind vielmehr die Gemeinsamkeiten, Konstanten und Besonderheiten eines oft diffusen und von Klischees domininierten Amerikabildes im Kopf des in aller Regel nur oberflächlich informierten und interessierten 'deutschen Normalbürgers', der seine Informationen aus Zeitungen, Zeitschriften oder Amerikaromanen bezog, oder der auch einmal einen in der Presse angepriesenen Reisebericht zur Hand nahm. Ebenfalls, und auch dies muß an dieser Stelle deutlich hervorgehoben werden, kann es nicht Aufgabe dieser Untersuchung sein, den Wahrheitsgehalt und die Substanz deutscher Amerikavorstellungen anhand amerikanischer Realitäten zu analysieren und zu beurteilen. Inwieweit das Amerikabild in deutschen Köpfen mit den tatsächlichen Gegebenheiten im Lande übereinstimmte, wie groß oder klein das Körnchen Wahrheit in der deutschen Vorstellungswelt war, kann und braucht unter dieser Fragestellung nicht thematisiert zu werden. Dies würde am Kern der Frage vorbeigehen, denn das Amerikabild und die Amerikaphantasien waren in hohem Maße das Produkt deutscher Alltagserfahrung, waren Realität in der Vorstellungswelt der Menschen. Das deutsche Amerikabild richtete sich in erster Linie nach dem was in der Presse zu lesen war, den eigenen Ansichten und der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation in Deutschland. Ging es schlecht, so wurden die USA als Zuflucht und Auswanderungsland attraktiv, konnte man mit den heimischen Verhältnissen zufrieden sein, verloren die Vereinigten Staaten den Reiz des Hoffnungsträgers und wurden zunehmend kritischer und distanzierter gesehen. Die amerikanische Realität spielte für die Rezeption des Landes in Deutschland lediglich eine untergeordnete Rolle. Dies ist eine Grundtatsache, an die im Laufe dieser Untersuchung immer wieder einmal erinnert werden soll.