Studien zu den Opern Werner Egks
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EINLEITUNG Den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bilden musikalisch-analytische Untersuchungen zu den Opern Werner Egks. Die Komposition seiner Opern, deren Urauführungen stets im Mitelpunkt des Interesses des zeitgenösischen Musiklebens standen, nimmt in seinem OEuvre eine zentrale Stelung ein. In nahezu regelmäßigen Abständen, über seine gesamte Schafenszeit hinweg, entstanden die sieben Werke: COLUMBUS (1932, Bühnenfasung 1942), DIE ZAUBER- GEIGE (1935, Zweitfasung 1954), PER GYNT (1938), IRISCHE LEGENDE (1955, Zweitfasung 1970), DER REVISOR (1957), DIE VERLOBUNG IN SAN DOMINGO (1962) und SIEBZEHN TAGE UND VIER MINUTEN (1966, als Neufasung der CIRCE von 1944). Daneben belegen zahlreiche Aufsätze Egks sein besonderes Interese für die Gattung Oper im algemeinen. Egks Ballete, die aufgrund des fehlenden Wort-Ton-Verhältnises und der spezielen Erfordernise Bewegungstheaters einen eigenen Aspekt der Analyse bedingen, und seine übrigen Kompositionen (zu einem nicht geringen Teil noch unveröffentlicht) sollen nicht Gegenstand der vorliegenden Erforschungen sein, da die über oberflächliche Betrachtungen bzw. bereits bekannte Aspekte hinausgehenden Untersuchungen in ihrem Umfang den möglichen Rahmen dieser Arbeit überschreiten würden. Eine zunächst isolierte Betrachtung musikalischer Parameter, jeweils im Überblick aller Opern, zielt auf die Frage nach den spezifischen Kennzeichen des Egkschen Personalstils bzw. gegebenenfalls des Werkstils in den einzelnen Opern. Sie kann darüber hinaus Hinweise auf die Bedeutung fremder Einflüse liefern, die in Egks Opern zahlreich und manigfaltig gefunden wurden. Ausgangspunkt für die Analyse sind die jeweils endgültigen Fassungen – vier der sieben Opern wurden in bearbeiteten Versionen erneut herausgebracht. Auf die Erstfassungen wird in einem gesonderten Kapitel eingegangen, um die Tendenz der angestrebten Verbeserungen aufzuzeigen. Interessant ist daneben die Frage, ob sich im Laufe der Jahrzehnte eine Entwicklung in Egks Personalstil feststellen läßt und besonders, ob wie auch immer geartete Anpasung während der Zeit des Nationalsozialismus belegbar ist. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich dabei ausdrücklich auf Egks Opern und deren Gestalt und verzichtet auf detailiertere Betrachtungen zur Biographie Egks, etwa zu seiner Tätigkeit als Musikfunktionär bzw. seiner Stellung im Dritten Reich und zu den zahlreichen von ihm verfaßten Zeitschriftenartikeln, da eine reine Zusammenfasung der bereits bekannten Publikationen hier nicht befriedigen könnte. Notwendig wäre vielmehr eine den Umfang einer eigenen Arbeit ereichende ausführliche kritische Auseinandersetzung mit dieser Literatur sowie mit Egks Handschriften, Briefwechseln und weiteren Unterlagen, die sich in großem Umfang in seinem (von ihm selbst, also selektiv) der Bayerischen Statsbibliothek1 überlassenen Nachlaß befinden. Eine – bislang noch austehende – adäquate Auseinandersetzung mit dieser interessanten Thematik erforderte also eine intensive Beschäftigung mit diesen Quellen, die eine schwerpunktmäßig analytische Abhandlung nicht angemessen leisten kann. Gleichwohl können die Ergebnise einer solchen Arbeit, insbesondere der Blick auf kompositorische Entwicklung Egks, ihrerseits biografische Untersuchungen stützen.