Conflicting stories of war
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Der wohl bekannteste amerikanische Bürgerkriegsroman des 19. Jahrhunderts, Stephen Cranes 'The Red Badge of Courage' (1895), wurde in der bisherigen Forschung zumeist auf eine Lesart reduziert. Dahingegen betont die vorliegende Studie die Mehrdeutigkeiten und Widersprüche des Textes, um deren Funktionen zu untersuchen. Die Arbeit verortet Cranes Roman in einem dichten Bezugsgeflecht historischer Kontexte, fiktionaler und nichtfiktionaler Texte des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie arbeitet die Parallelen zwischen der in 'Red Badge' dargestellten Welt- und Selbstentfremdung eines Bürgerkriegssoldaten und den Krisenerfahrungen von Teilnehmern am amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) und von Zeitgenossen Cranes im 'fin de siècle' heraus. Sie analysiert die Präsentation der Sinn- und Identitätskrise des Protagonisten und ihrer Bewältigung durch das 'heilende Erzählen' verschiedenartiger 'stories of war'. Der Vergleich von 'Red Badge' mit fiktionalen Bürgerkriegstexten – z. B. John W. DeForests 'Miss Ravenel’s Conversion' – und nichtfiktionalen Texten – wie z. B. Soldatentagebüchern – zeigt, daß Crane mit den 'stories of war' des Protagonisten typische, aber konkurrierende zeitgenössische Kriegsinterpretationen vorführt. Es ist das Anliegen der Studie zu zeigen, daß Crane in seinem Roman durch die Verarbeitung z. T. gegensätzlicher „erklärender Erzählmuster“ die brüchige Konstrukthaftigkeit aller Bürgerkriegsgeschichten offenlegt.