Kommunikationsstrategien in interskandinavischen Diskursen
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In dieser Studie werden Kommunikationsstrategien beschrieben und analysiert, die Skandinavier in Gesprächen mit anderen Skandinaviern verwenden, wenn jeder seine eigene Muttersprache spricht. Im Mittelpunkt der Analyse stehen Diskurse zwischen Schweden und Dänen sowie Dänen und Norwegern. Die Sprachen Dänisch, Schwedisch und Norwegisch weisen aufgrund ihrer parallelen geschichtlichen Entwicklung sehr viele typologische und genetische Ähnlichkeiten auf. Diese Ähnlichkeiten ermöglichen eine direkte Verständigung zwischen den Sprechern, so dass das Hinzuziehen eines Dolmetschers oder der Gebrauch einer lingua franca sich erübrigen. Die Gesprächsteilnehmer verstehen die Nachbarsprache, bedienen sich aber nur ihrer eigenen Muttersprache. Sie sind also rezeptiv mehrsprachig. Eine Kommunikation, die unter diesen Bedingungen stattfindet, wird als Semikommunikation definiert. Charakteristisch für die Semikommunikation ist, dass sie als problematisch betrachtet wird. Trotz weit gehender Ähnlichkeiten gibt es auch einige Differenzen und die Ähnlichkeiten können sich zuweilen auch als trügerisch erweisen. Folglich müssen sich die Gesprächspartner - im Vergleich zu der monolingualen Kommunikation - mehr um Verständigung bemühen. Somit hängt der Kommunikationserfolg in der Semikommunikation davon ab, inwieweit die Gesprächsteilnehmer auftretende oder potenzielle sprachliche Probleme beseitigen können. Dazu bedienen sie sich unterschiedlicher Kommunikationsstrategien. Diese beinhalten Mittel und Prozeduren, die dem Sprecher bei der Realisierung seines kommunikativen Ziels helfen. Gleichzeitig haben sie einen interaktiven Charakter, weil sie der Überbrückung von Wissenslücken seitens des Rezipienten dienen. Der Hauptgedanke, auf dem diese Studie aufb, ist, dass gerade die Verwendung von Kommunikationsstrategien eine Verständigung zwischen Skandinaviern ermöglicht. In Anlehnung an weit verbreitete Empfehlungen für die Semikommunikation, die von internordischen sprachlichen Institutionen formuliert wurden, wird auf Kommunikationsstrategien wie Wiederholungen, Umschreibungen und den Gebrauch von Slang und Abkürzungen eingegangen. Das Herzstück der Studie bildet jedoch eine Strategie, die bisher nicht im Zusammenhang mit der Semikommunikation thematisiert wurde. Dabei handelt es sich um das Codeswitching in die Nachbarsprache. Aufgrund der Ähnlichkeiten der Sprachen würde man das Switchen nicht erwarten und doch kommt es häufig vor. Anhand der Analyse wird aufgezeigt unter welchen Bedingung sich Sprecher des Codeswitchings bedienen und welche Funktionen es erfüllt. Im Großen und Ganzen wird in dieser Studie dargelegt, wie die Semikommunikation funktioniert, welche Probleme auftauchen können und wie Gesprächsteilnehmer Verständigung etablieren. Damit kann dieses Buch als Grundlage dienen für die Erforschung der Verständigung zwischen Sprechern anderer eng verwandten Nachbarsprachen wie z. B. der slawischen oder romanischen Sprachen. In einem mehrsprachigen Europa, dessen innerstaatliche Grenzen immer mehr verschmelzen, wird gerade die rezeptive Mehrsprachigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen, weil sie mit einem vergleichsweise geringen Einsatz Verständigung ermöglicht.