Gegenwärtige Sprachpolitik in der Republik Irland
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Sprachen als Medium sozialer Zuordnung - diesem Gebiet widmet sich die nach der kommunikativ-pragmatischen Wende der Linguistik in den 1970er Jahren neu etablierte Soziolinguistik. Der Band „Gegenwärtige Sprachpolitik in der Republik Irland“, erschienen in der Schriftenreihe „Angewandte Linguistik aus interdisziplinärer Sicht“, knüpft an diesen Forschungsbereich an. Die Autorin konzentriert sich allerdings bewusst auf sprachpolitische Bemühungen Irlands und gibt einen umfassenden Überblick über Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der irischen Sprache. Diese sind darauf gerichtet, die Reichweite des Irischen in Irland und in der Europäischen Union zu erweitern. Ausgangspunkt der Betrachtungen bildet die historische Entwicklung des Irischen. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Diskriminierung des Irischen werden detailliert Ursachen für den Niedergang der Sprache herausgearbeitet. Dabei verfolgt die Autorin in chronologischer Strenge die sprachkulturelle Misere des Irischen und untermauert die Ausführungen mit einer beeindruckenden Fülle ausgewerteter Informationsquellen. Anhand dieses konkreten Fallbeispiels schließen sich theoretische Überlegungen zum Thema Minderheitensprachen an. Die Autorin erörtert in diesem Zusammenhang Phänomene wie Sprachkontaktsituationen und Sprachkonflikte. Sie geht ebenfalls auf den gegenwärtigen Stand der Forschung dieses noch jungen Zweigs der Sprachwissenschaft ein. Der theoretischen Begriffsbestimmung folgt eine Beschreibung der Faktoren, die im Zuge der Nationalstaatsbewegung des 19. Jahrhunderts das Interesse an irischer Sprache und Kultur wiedererweckten. Nach einer Analyse der Anfänge sprachpolitischer Förderung durch den irischen Staat wird die gegenwärtige Situation dargestellt. Ein Schwerpunkt der Darlegungen bezieht sich dabei auf den Schutz der traditionell irischsprachigen Regionen im äußersten Westen Irlands, der Gaeltacht. Die Autorin verdeutlicht anhand eines konkreten Beispiels Möglichkeiten, Perspektiven und Herausforderungen einer nachhaltigen Regionalentwicklung. Des Weiteren spielt die sich verändernde Bedeutung des Irischen in Wirtschaft, Bildung und Medien eine immer wichtigere Rolle. Besonderes Augenmerk legt die Autorin darauf, den sprachkulturellen Zustand des Irischen in Bezug zum (Hochschul- )Bildungsbereich bzw. zur Kommunikation in den Massenmedien zu belegen. Vor diesem Hintergrund werden weitere konkrete Beispiele herangezogen, wie durch die Koordinierung von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedürfnissen die Bevölkerung selbst langfristig zum Erhalt der Sprache beitragen kann. Im Hinblick auf die Anerkennung der irischen Sprache als offizielle 21. Amts- und Arbeitssprache der Europäischen Union werden abschließend wichtige Schlussfolgerungen für die translatorische Arbeit der kommenden Jahre dargelegt. Von dem Gedanken eines „Europas der Regionen“ ausgehend, erörtert die Autorin zukunftsfähige Potenziale für die irische Sprache, die mit der Bewusstwerdung und stärkeren Betonung regionaler Spezifika sowie einer verstärkten Teilhabe der irischen Bürgerinnen und Bürger einhergehen können. Die Studie ist besonders empfehlenswert für interessierte Vertreter der Varietätenlinguistik, Übersetzungswissenschaft, Sprachpolitik, Soziolinguistik und Fachsprachenforschung.