Jazz und seine Musiker im Roman
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In seiner bemerkenswerten Studie zum Jazz und seinem Vorkommen in der amerikanischen Literatur zeigt der Autor Dr. Alexander Ebert verschiedene Wege zur Übertragung der Jazzmusik auf das gedruckte Blatt im Jazzroman auf. Ausgehend von einer kritischen kulturwissenschaftlichen Analyse der Entstehungsgeschichte des Jazz, wird sein großer Einfluss auf die amerikanische Popkultur und damit auch die Literatur rekonstruiert. Der Jazzmusiker als Außenseiter, Ikone der Moderne und romantischer Rebell (wer kennt sie nicht, die Schwarz-Weiß-Fotos der Jazzmusiker auf rauchverhangenen Bühnen) wird in Eberts Studie zunächst historisch portraitiert. Die Repräsentation dieses historischen Typus in den um ihn herum konstruierten amerikanischen Romanen (von den 1930ern bis in die 1990er) eröffnet viele neue Perspektiven auf die amerikanische Kultur. Diese ist eine Mischkultur, eine „mulatto“-Kultur in den Worten des Autors und Kulturkritikers Albert Murrays, dessen „vernacular“-Theorie die Arbeitsbasis der Studie darstellt. Dieses „vernacular“ (dt. Umgangssprache) ist nämlich nicht nur im Jazz die Basis für Lernprozesse, Mitteilungs- und Adaptionsstrategien afroamerikanischen Künstler und ihrer Kunstwerke. Wie dieses ästhetische Werkzeug von Autoren wie u. a. Ralph Ellison, Michael Ondaatje, Langston Hughes oder Toni Morrison beschrieben und verwendet wird, ist der Kern von Eberts Untersuchung. Seine Studie „Jazz und seine Musiker im Roman - Vernacular and Sophisticated“ zeigt anhand vieler Beispiele die intendierte und mit unterschiedlichem Erfolg umgesetzte Verlagerung eines Musikstils in die Literatur. Ebert teilt die Charakterisierungsmethoden der Autoren in einen „Idiom“-Ansatz und einen „Technik“-Ansatz auf und untersucht, wie die Romanciers den Jazzmusiker konstruieren. Entweder durch die Beschreibung der Jazzmusiker durch das von ihnen benutzte Idiom (basierend auf dem „vernacular“) oder durch literarische Technik; nämlich mit Riffs, Breaks und Wiederholungen zu arbeiten wie jene Musiker. Dabei stellt Ebert erhebliche Unterschiede bei weißen und afroamerikanischen Autoren fest. Seine in ihrer Detailfülle in der deutschsprachigen Literatur zum Jazzroman einzigartige Arbeit, die er mit großem Fachwissen aus den Bereichen der Kultur-, Literatur-, und Musikwissenschaft sowie der Jazz Studies verständlich unterlegt, wird bei manchem Leser das Urteil über die amerikanische Kultur nachträglich verändern.