Funktioniert das „Modell Schweiz“?
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Die im Band „Funktioniert das ‚Modell Schweiz‘“ zusammengestellten Essays versuchen zu zeigen, wie Föderalismus und direkte Demokratie in der schweizerischen Realität funktionieren. Es gibt nicht einfach „den“ Föderalismus. Das Föderalismusverständnis ist in den Landesteilen unterschiedlich. Der in der Schweiz auf den Kantonen beruhende Föderalismus steht in einem vielschichtigen Spannungsfeld zu dem in der Verfassung weniger explizit definierten Verhältnis unter denen Sprachregionen, deren Selbstverständnis sich wandelt. Föderalismus ist dauernd dem bürokratischen Zentralismus ausgesetzt. Der auf historisch gewachsener Identität und auf der Kontinuität demokratisch wahrgenommener Bürgerverantwortung basierende Föderalismus muss mit Bedürfnissen der Mobilität, wirtschaftlicher Dynamik und weiträumiger Umweltbelastung und den sich entwickelnden Konzepten „funktionaler Regionen“ und „variabler Geometrie“ fertig werden. Nicht weniger komplex ist die Rolle der Volksabstimmungen in den Entscheidungsprozessen, in denen viele Mitspieler und Kräfte (Parteien, Wirtschaft, Vernetzungen) agieren und wirken. Formen und Problematik, Qualitäten und Gefährdungen der direkten Demokratie, wie sie in der Schweiz entwickelt ist, werden erst wirklich sichtbar, wenn Vorbereitungen und Auswirkungen von Volksabstimmungen in weiteren Zusammenhängen und über angemessene Zeiträume beobachtet werden. Roger Friedrich, der in Zürich aufgewachsene und heute im Tessin wohnende Autor dieses Buches, war als Redaktor und Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung in der deutschen, französischen und italienischen Schweiz tätig. Er geht von diesen Erfahrungen aus und will die Komplexität, Widersprüchlichkeit und Undurchschaubarkeit alles Menschlichen nicht einer trügerischen Klarheit zuliebe simplifizieren. Er ist überzeugt, dass Föderalismus und direkte Demokratie der Vielfalt und komplexen Wirklichkeit eines Kleinstaates im Schnittpunkte dreier grosser Sprach- und Kulturräume entsprechen, eines Kleinstaates, der sich als Alpenland zugleich auf der Scheidelinie zwischen dem nördlichen Europa und der mediterranen Welt befindet. Die französische Fassung dieses Buches erschien mit dem Titel „La Suisse a-t-elle un avenir? – Réflexions sur les cantons, les régions et l’Etat fédéral“ bei „Les Presses du Belvédère“, Pontarlier, 2009. ISBN: 2-88419-156.