Kind im Buch
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Die Kindheit spielte in der pädagogischen Provinz DDR eine erhebliche politische und ideologische Rolle. Über Kindergärten, Schulen, Sportvereine und sogenannte Kinder- und Jugendorganisationen griff der Staat in umfassender Kontrolle zu, um die Vermittlung eines „sozialistischen Menschenbildes“ und damit den Fortbestand des Staates sicherzustellen. Der Kinderliteratur kam bei diesem Bestreben eine nicht unerhebliche Bedeutung zu, wenn sich auch der ideologische Anspruch an eine sozialistische Kindheit mit jedem Jahrzehnt von 1949 an wandelte. Erwin Strittmatters Jugendroman Tinko steht repräsentativ für die 1950er Jahre, Alfred Wellms Kaule für die 1960er. Benno Pludra schrieb in den 1970ern das Kinderbuch Insel der Schwäne, Christa Kožik verfasste in den 1980ern Der Engel mit dem goldenen Schnurrbart. Anne-Katrin Nelke beleuchtet diese Werke beispielhaft aus erziehungs- und literaturwissenschaftlicher Sicht und verortet sie in den gängigen kulturpolitischen Rahmenbedingungen. Im Fokus der interdisziplinären Untersuchung steht dabei das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Individuum, zwischen einem politischen System und den Heran- wie Hineinwachsenden. Überdies spiegeln die vorliegenden Fallstudien die allgemeine Entwicklung der DDR-Literatur als einen Prozess zunehmender Subjektivierung.