Außenpolitische Diskurse in Schweden nach 1990
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Noch zwanzig Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges behielt der Begriff der Neutralität in Schweden seine identitätsstiftende Bedeutung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde diese ursprünglich völkerrechtliche Institution zur Kriegsvermeidung mit verschiedenen positiven moralischen Vorstellungen aufgeladen und mit dem nationalen Selbstbild verbunden. Schon bald sprach die offizielle außenpolitische Doktrin von Bündnisfreiheit im Frieden mit dem Ziel der Neutralität im Kriege. Inoffiziell sicherte sich Schweden jedoch sicherheitspolitisch bei der NATO ab. Sowohl die identitätsstiftende Funktion der Neutralität als auch das Spannungsverhältnis von offizieller und inoffizieller Sicherheitspolitik hatten Auswirkungen auf die Innenpolitik. Besonders seit der Regierungszeit von Ministerpräsident Olof Palme konnte die Sozialdemokratie ihren Einfluss auf alle Teile von Staat und Gesellschaft ausweiten. Dennoch konkurrierten während mehrerer Jahrzehnte zwei Beschreibungen der Gesellschaft miteinander, eine sozialdemokratische und eine bürgerliche. Diese Arbeit untersucht mithilfe von Diskursanalyse die Auswirkungen dieser außen- und innenpolitischen Spannungen auf die gesellschaftliche Diskussion zur Außenpolitik während der zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Kalten Krieges. Insbesondere wird analysiert, inwiefern die öffentliche Debatte sich in gleicher Geschwindigkeit von der Neutralität verabschieden konnte, wie es die offizielle Sicherheitspolitik tat. Schließlich wird die Veränderung der außenpolitischen Debatte seit dem Regierungswechsel des Jahres 2006 untersucht und dem damit verbundenen Verlust der Diskurshegemonie durch die Sozialdemokratie.