Methode zur Deklaration und Bewertung der Nachhaltigkeit von Bauprodukten und ihrer Zusammensetzung zu Bauteilen im Gebäudekontext
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Nachhaltige Entwicklung basiert auf der gleichberechtigten und gleichwertigen Umsetzung umweltbezogener, ökonomischer und sozialer Ziele, die integrativ zu behandeln sind. Der Bausektor bietet ein großes Handlungspotenzial für eine nachhaltige Entwicklung, da er die Umwelt in besonderem Maße belastet und eine hohe ökonomische und soziale Bedeutung aufweist. Das nachhaltige Bauen gehört zu einem der Leitmärkte Europas, in dem die Nachfrage nach nachhaltigen Bauprodukten zweistellige Wachstumsraten aufweist. Die Nachhaltigkeit eines Gebäudes, deren Beeinflussbarkeit in der Konzept- und Planungsphase am höchsten ist, wird maßgeblich durch die Auswahl der Bauprodukte und ihre Zusammensetzung zu Bauteilen bestimmt. Es resultiert ein baubezogenes Systemverständnis, da die Leistung eines Gebäudes nur so gut sein kann, wie das Zusammenwirken seiner Teile, wodurch das Bauprodukt und seine Zusammensetzung zu Bauteilen in den Mittelpunkt der Nachhaltigkeit gerückt wird. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung im Baubereich sind daher die zentralen Fragen zu beantworten: - Welches Bauprodukt bzw. welches Bauteil ist die nachhaltigere Alternative? - Kann ein Nachhaltigkeitslabel die Auswahl eines Bauproduktes bzw. Bauteils sinnvoll unterstützen? Zur Beantwortung dieser zentralen Fragen wird eine Methode zur Deklaration und Bewertung der Nachhaltigkeit von Bauprodukten und –teilen (NaBau-Methode) entwickelt. Sie basiert auf dem Entwurf der „Lebenszyklusbasierten Nachhaltigkeitsanalyse von Produkten“ nach Klöpffer und umfasst als Erweiterung der Ökobilanz zusätzlich eine ökonomische und eine soziale Bilanz. Die Methode beruht auf einem verbindlichen, allgemeingültigen Verständnis von Nachhaltigkeit im Baubereich, da der Entwurf nach Klöpffer durch die aktuelle europäische Normung des technischen Komitees „Nachhaltigkeit von Gebäuden" (CEN/TC 350) und durch Ergebnisse aktueller europäischer Forschungsprojekte (OPEN HOUSE, Su- PerBuildings) für den Bereich des nachhaltigen Bauens konkretisiert wird. Die Verifizierung der NaBau-Methode erfolgt für den Bereich des Innenausbaus exemplarisch durch die Betrachtung eines textilen Bodenbelages und seiner Funktion als Teil eines Bodensystems. Ein durchgeführter Methodentransfer auf ein textilbewehrtes Fassadenelement in Sandwichbauweise als exemplarisches Bauteil für die Gebäudehülle beweist zudem ihre erweiterte Anwendung über den Innenausbau hinaus. Die Modellanwendungen bestätigen, dass Bauprodukte nicht per se in einer Stufeneinteilung zu kategorisieren sind. Ihre Nachhaltigkeitsperformance ist immer im System zu sehen und die Bewertung der Nachhaltigkeit kann nur in Abhängigkeit der geplanten Einbausituation vor dem Hintergrund des Gebäudekontextes erfolgen. Die Auszeichnung von Bauprodukten oder Bauteilen mit einem Nachhaltigkeitslabel ist daher im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung nicht zielführend.