Filmarchitektur - eine inszenatorische Bauaufgabe
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Die vorliegende Arbeit zur Entwicklungsgeschichte der frühen Filmbauten hat eine längere Vorgeschichte und ist schließlich aus einer Veranstaltungsreihe des Verfassers als Dozent im Studiengang Architektur an der Universität der Künste in Berlin hervorgegangen. Dabei wurde versucht, die Bedeutung der Filmbauten für die Dramaturgie – insbesondere im expressionistischen deutschen Stummfilm – darzustellen. In Vorträgen über Bauten aus amerikanischen und europäischen Filmen sind auch die seit Einführung des Tonfilms entstandenen ästhetischen sowie produktionstechnischen Veränderungen in den Fokus der Betrachtung gerückt. Darüber hinaus ist auch die Typologie und Konstruktion einiger deutscher Filmateliers untersucht worden. Neben dieser Tätigkeit an der UDK Berlin bildet die Ausstellungspraxis bei filmhistorischen Projekten in verschiedenen europäischen Städten, die für die Stiftung Deutsche Kinemathek in Berlin in Szene gesetzt wurden, einen Anlass für diese Auseinandersetzung. Die Sichtung und Neuordnung zahlreicher Nachlässe deutscher Filmarchitekten bzw. Szenenbildner (Die Stiftung Deutsche Kinemathek (SDK) Berlin beherbergt neben einer Sammlung filmhistorischer Geräte, Filmplakate, Programme, Kostüme, Drehbücher, Filmarchive, Szenenfotos ebenfalls zahlreiche Skizzen, Zeichnungen und Modelle aus den Nachlässen deutscher Filmarchitekten und Szenenbildner), die Klassifizierung von Konvoluten an Skizzen, Entwurfszeichnungen und Ausführungsplänen sowie die Wiederherstellung des Lixie-Ateliermodells und verschiedener Szenenmodelle führten ganz handgreiflich in einen Teilbereich der Filmbetriebs. Über die deskriptive Arbeit hinaus ergibt sich auch eine Zeitreise in die Vorstellungswelt der Schöpfer stilisierter Szenenräume und dreidimensionaler Filmbauten, die den deutschen Stummfilm in den zwanziger Jahren zu künstlerischer Einzigartigkeit erhoben haben. Einen Anstoß, auch produktionstechnische Gegebenheiten im Atelierbetrieb zu untersuchen, gab ein Ausstellungsvorhaben über einen ehemaligen Filmindustriestandort in Heidelberg. Dabei wurde u. a. die verschollene Bauakte mit der Baugenehmigung von 1912 für die Errichtung eines der ersten ausschließlich für Filmaufnahmen gebauten Ateliers (jenseits der Berliner Filmindustrie) wiedergefunden. Am Anfang dieser Arbeit stand ein filmarchäologischer Fundort (siehe II. 1), der das Interesse an weitergehender Recherche und Forschungsarbeit weckte. Neben den erwähnten Sammlungen der Stiftung Deutsche Kinemathek erwies sich das Musée du cinéma der Cinémathèque française (Das Musée du Cinéma der 1934 von H. Langlois gegründeten Cinémathèque française wurde 1971 im Palais de Chaillot eröffnet. Neben Exponaten zur französischen Filmgeschichte widmet die Ausstellung dem expressionistischen und ›neusachlichen‹ deutschen Film zwei Räume mit Originalskizzen, Zeichnungen und Modellen. Dies verdankt sich nicht zuletzt der Mitwirkung der aus Deutschland emigrierten Mitbegründerin der Cinémathèque Lotte H. Eisner) als wichtige Inspirationsquelle. Abgesehen von Gesprächen mit den Filmwissenschaftlern Dr. Lotte H. Eisner in Paris und Gero Gandert in Berlin, verdanke ich sowohl dem Filmarchitekten Jan Schlubach wie dem ehemaligen Filmarchitekten der DEFA Alfred Hirschmeier in Potsdam-Babelsberg aufschlussreiche Hinweise. Nicht unerwähnt bleiben sollte der Kontakt mit Julius Posener, seinerzeit Professor der Baugeschichte an der Berliner Hochschule für Bildende Künste und Schüler von Hans Poelzig, dem ich zugewandtes Interesse und ermutigende Anregungen verdanke.