"Selbstbiographien“ im Entstehungsprozess der modernen Schule
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Die Duplizität der DIESTERWEG'schen Sammlung von Selbstbiographien, erschienen 1835 und 1836 unter dem Titel „Das pädagogische Deutschland der Gegenwart“, resultiert aus zwei essentiellen Aspekten, nämlich der intendierten Ratgeberfunktion für Erziehende im zeitgeschichtlichen Diskurs und der Spiegelung von bildungsgeschichtlichen Entwicklungstendenzen an der Wende zur Moderne. Die auf diese spezifische Weise auch der Nachwelt präsentierten Schulverhältnisse verdeutlichen sowohl die Komplexität als auch die Kompliziertheit des Ringens um Effektivität und Qualität im Prozess der Etablierung einer im Sinne der Aufklärung beeinflussten alltagstauglichen praktischen Pädagogik für Kinder und Jugendliche aller gesellschaftlichen Schichten. Reformorientierte Schulpolitiker und Schulpraktiker waren sich im Wesentlichen darin einig, dass die Zustände insbesondere des Elementarschulwesens, aber auch der höheren Schulen mit dem Anspruch einer Volksaufklärung nicht länger zu vereinbaren waren. Dieser Befund stimulierte sichtlich das Engagement der durch die DIESTERWEG'sche Sammlung vorgestellten Schulmänner, die ihre pädagogische Tätigkeit durchweg als Berufung auffassten. Im Einzelnen waren ihre Anstrengungen und deren Ergebnisse an die Schulsituation vor Ort in den unterschiedlichen deutschen Bildungsräumen gebunden. In jedem Fall und unabhängig vom beschrittenen Ausbildungsweg war für die betrachteten Persönlichkeiten selbst noch nach langjähriger Berufstätigkeit ständige Fortbildung, von der Teilnahme an Lesezirkeln bis hin zu Bildungsreisen, kennzeichnend. Sie korrespondiert mit teils reger Publikationstätigkeit insbesondere zu pädagogischen und methodisch-didaktischen Gegenständen. Inbegriffen sind dabei Darstellungen eigener Erfahrungen. Alles in allem präsentieren die 15 Autobiographen einen Mikrokosmos, mit dem die Vielfalt von Bildungs- und Schulverhältnissen im Übergang zur Moderne eindrucksvoll sichtbar wird.