Syntaktische Rekonstruktion zwischen Kognition und Semantik - das Fallbeispiel des Genitivs im Indogermanischen
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Syntaktische Rekonstruktion zwischen Kognition und Semantik - das Fallbeispiel des Genitivs im Indogermanischen Katharina Zipser Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Der Genitiv gilt gemeinhin als schwer zu klassifizierender Kasus. Weder bezüglich seiner formalen Gestalt, Herkunft und diachronen Entwicklung, noch bezüglich seiner Bedeutung oder Rolle im System herrscht Einigkeit. Verantwortlich für den wissenschaftlichen Dissens sind auf formaler Seite der Synkretismus von Genitiv und Ablativ, außerdem die Konkurrenz, die der Genitiv durch das Adjektiv erfährt, sowie auf semantischer Seite die Vielzahl an Funktionen, die dieser Kasus adverbal und adnominal scheinbar zu übernehmen imstande ist. Dieser Beitrag sichtet die wissenschaftliche Diskussion und versucht, der , Genitiv-Frage‘ im Indogermanischen unter Beizug universaler Beobachtungen näher zu kommen. Konkret wird der Ausdruck der Possessivität als zentrales Aufgabengebiet des Genitivs sowie eine Entstehung aus einem Lokalkasus, und zwar dem Ablativ, angenommen. Was die Verteilung von Genitiv und Adjektiv betrifft, die insbesondere im Plural formale Nähe zeigen, wird für ein ursprüngliches System von unmarkiertem Adjektiv versus markiertem Genitiv in einer intern rekonstruierten Vorstufe argumentiert. Dieses wird von geneuerten System mit markiertem Adjektiv versus unmarkiertem Genitiv abgelöst. Der Übergang scheint im vergleichend rekonstruierten Indogermanischen noch im Gange befindlich zu sein, zumal sich in den unterschiedlichen Einzelsprachen uneinheitliche Markiertheitsverhältnisse von Genitiv und Adjektiv zeigen. ISBN 9783862887132. LINCOM Studies In Indo-European Linguistics 47. 62pp. 2016.