Zum Begriff des "Balladesken" in der Rockmusik der DDR
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Bei der Beschreibung von Rockmusik aus der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik fallen sehr häufig die Begriffe „lyrisch“, „balladesk“ und „liedhaft“ ins Auge. Es wird versucht, mit eben diesen Bezeichnungen den spezifischen Charakter DIESER Musikform in DIESEM begrenzten Teil Deutschlands in DIESEN Dekaden der Existenz DIESES Staates abzubilden. „Wenn man überhaupt vom DDR-Typischen in der Rockmusik sprechen will, dann ist es vor allem das Lyrische.“1 Diese Aussage bringt wie viele andere das Wesen der Musik zwar genau auf den Punkt, bleibt aber dennoch undefiniert, unscharf oder gar im Nebulösen. Sowohl Musiker als auch Fans und Gegner empfanden den musikalischen Stil bereits in dieser Zeit als etwas durchaus Eigenständiges, dessen Unverwechselbarkeit selbst heute, 26 Jahre nach Fall der Mauer, anerkannt und geschätzt oder abgelehnt wird. Worin jedoch das Besondere besteht, wird in keiner Literatur genau beschrieben oder gar mit musikwissenschaftlichen Mitteln analysiert beziehungsweise bewertet. So bleibt für viele, vor allem junge Menschen der heutigen Zeit, die Musik ihrer Eltern und Großeltern ein rätselhaftes musikalisches Erbe. Diese Arbeit versucht, dem Begriff des „Lyrischen“, „Balladesken“, „Liedhaften“ zumindest eine Richtung zu geben. Sie wird durch die Einzelbetrachtung der drei untrennbaren und eng miteinander verwobenen Bezugsebenen „Politik“, „Sprache“ und „Musik“ Aspekte aufzeigen, die die Rockmusik der DDR als sozio-kulturelles Phänomen näher beschreiben. Eine rein musikalische Herangehensweise verbietet sich gerade in diesem Falle, „Rockmusik definiert sich vielmehr ästhetisch und soziologisch.“2