Das Begehren als ethischer Imperativ
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Kann der philosophische Gedanke noch eine prägende Rolle für die Ethik, die Politik, die Herausbildung der Subjektivität spielen? Zur Beantwortung dieser Frage wirft das vorliegende Buch ein Augenmerk auf die Schwelle, die Philosophie und Psychoanalyse nicht nur trennt, sondern auch verbindet. Auch wenn beide Disziplinen nicht oft zusammengearbeitet haben, teilen sie doch die eng miteinander verbundenen Begriffe des Begehrens, der Negation und des Mangels. Die Arbeit der Negation, die Hegel beschrieben hat und die für Freud und Lacan bei der Verdrängung und der Sublimierung zum Zuge kommt, bleibt die Grundlage der Subjektivität; aus der Negation geht aber auch der Mangel hervor, von welchem sich der Mensch zwar befreien möchte, dies aber nicht kann, weil sonst das Begehren schwinden würde. In der heutigen Konsumgesellschaft ist das Begehren das einzige Mittel, über das der Mensch verfügt, um sich dem Exzess des Genießens, das ihn entsubjektiviert und die Gesellschaft verbürgerlicht, zu widersetzen.