Die Reise der Frau Lotter aus Herrenberg nach America in den Jahren 1786 bis 1787
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Am 15. Juni 1786 machte sich die in Stuttgart geborene Eberhardine Christiane Lotter (1749–1834) von ihrem damaligen Wohnort Herrenberg auf eine abenteuerliche Reise. Von Rotterdam führte sie eine strapaziöse Schiffspassage über den Atlantik nach Charleston in South Carolina. Dort suchte sie ihren ein Jahr zuvor ausgewanderten Ehemann auf, um die familiären Verhältnisse zu klären – drei Optionen standen zur Debatte: die gemeinsame Rückkehr nach Herrenberg, der Nachzug der gesamten Familie nach Charleston oder der Verbleib des Gatten in Amerika mit wirtschaftlicher Unterstützung der Daheimgebliebenen. Nach vier Monaten Aufenthalt kehrte Frau Lotter ohne ihren Ehemann nach Herrenberg zurück, wo ihre Erlebnisse in der „Beschreibung meiner Reise nach Charlestown“ schriftlich niedergelegt wurden. Der vorliegende Band präsentiert diesen Text erstmals ungekürzt und mit einem umfänglichen wissenschaftlichen Anmerkungsapparat. Das Nachwort widmet sich der spannenden Frage nach der Authentizität des Berichtes. Ist es wirklich möglich, dass eine württembergische Kaufmannsfrau am Ende des 18. Jahrhunderts zu einer einjährigen Reise über die Kontinente hinweg aufbricht, ihre Kinder zurücklässt, sich tödlichen Gefahren aussetzt und am Ende unversehrt wieder zu Hause eintrifft? Die Auseinandersetzung mit dieser Frage eröffnet zugleich einen historischen Blick auf das zeitlose Phänomen der Migration und ihre Folgen.