Maria Rohr - Begegnungen
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Maria Rohr zeigt in ihren Werken bevorzugt Menschen, Individuen. Sie zeigt Menschen, die sich begegnen, die interagieren, die sich auseinandersetzen. Mal mit den anderen, manchmal wohl auch mit sich selbst. Die Künstlerin sagt: „Es geht um Gedanken, Gefühle, Kommunikationsformen, Kommunikationsversuche und Sinnsuche. Es geht um die Frage, was ist ehrlich, gar wahrhaftig und was ist Täuschung?“ Der Einzelne kann vielleicht aufgrund von eigenen Erwartungen an sich selbst einer Täuschung unterliegen. Aber, die Arbeiten zeigen nicht nur das Zerrissene, das Suchende sondern die Künstlerin präsentiert die ganze Bandbreite des Menschseins. So gehören für sie auch der Humor oder die Körperlichkeit des Menschen dazu. Maria Rohr setzt sie auf die emotionalen Wirkkräfte der Kunst. Sie mag sich nicht dem Normativ-Rationalen unserer schnelllebigen Welt anpassen. Der Künstlerin geht es auch um das Nichtgesagte, darum, die Zwischentöne zu verdeutlichen. Körperhaltungen und Farbwahl sind Kommunikationsmittel. Intuitiv variiert sie dabei vom Bildgegenstand her zwischen abstrakten Formen und reduziert gegenständlichen, verf remdeten Figuren. Dabei entwickelt Maria Rohr immer wieder neue, eigene Techniken. So beginnt sie 2009 auf Holz zu malen, um ihre Bilder in schwerem Blei einzupacken und anschließend per Einschnitt einen Einblick darin zu ermöglichen. Es folgen Bilder, deren Figuren aus pastöser Acrylfarbe entstanden sind. Deren Körperlichkeit ist tatsächlich tastbar und durch den Farbauftrag keineswegs eindeutig. Eindeutig sind ebenso nicht die Plastiken, auch wenn die jeweilige Körperhaltung, die Wahl des bunten Zeitungspapieres und die Satzf ragmente dazwischen Hinweise geben. Die Künstlerin fordert den Betrachter heraus, wenn sie sagt: „Meine Plastiken sind bewusst nur lose auf Leitern bzw. Gerüsten platziert. Dies, damit sich mit der Veränderung der Position auch die Sicht auf die Dinge ändern kann“. 2016 wählt sie handgeschöpftes Japanpapier wegen dessen Filigranität und der unregelmäßigen Ränder als Untergrund. Sie entwickelt eine eigene, ungewöhnliche Technik der Bearbeitung mit Acrylfarbe wodurch verschiedene Schichten bis hin zur Dreidimensionalität entstehen. Maria Rohr fordert dem Betrachter ein Höchstmaß seiner Konzentration ab, denn diese Bilder erschließen sich nicht mit dem ersten Blick. Immer wieder lassen sich neue Strukturen und auch Gesichter erkennen. Beim Herstellungsprozess strapaziert die Künstlerin das Material Japanpapier bis zum Äußersten – soweit, dass es immer wieder reißt und das Bild damit zerstört. Das ist für Maria Rohr kein Grund zum Aufgeben aber sie hat seit Oktober 2019 auch ein strapazierfähigeres handgeschöpftes Papier mit unregelmäßigen Rändern für sich entdeckt: „Auf diesem festen Papier kann ich so wunderbar dick in Farbe eintauchen“. Neben den Bildern und Plastiken entstehen Objekte. Maria Rohr verarbeitet Fundstücke, welche häufig eine Geschichte erzählen. Sie setzt diese in einen neuen Kontext ... So stehen wir als Betrachter den zahlreichen erst in den vergangenen Jahren entstandenen Bildern, Plastiken und Objekten gegenüber, einem sich in einem „Zeitraffer“ entwickelnden künstlerischen Werk. Und es drängt sich die Frage auf, ob der kunstschaffende Mensch eigentlich schon in f rüher Jugend beginnen muss um als älterer Künstler wirklich gut zu sein? Maria Rohr‘s Werke laden den Betrachter ein, sich auf ihre Kunst einzulassen, sich damit auseinanderzusetzen. Vielleicht findet dieser dabei Antworten auf seine ganz eigenen Fragen.