Über die Verständlichkeitsrelevanz von Frikativtransitionen
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Die Produktion und das Verstehen von Sprache ist eine der komplexesten Leistungen, die uns Menschen eigen ist. Erstaunlich und bisher zu großen Teilen ungeklärt ist jedoch, wie es uns gelingt, Sprache selbst unter verschiedensten akustischen Bedingungen - sei es das Flüstern, das schnelle Sprechen, das Sprechen mit heiserer Stimme, seien es Kinderstimmen oder sei es in der len Umgebung eines Straßencafés - zu verstehen. Von welcher Bedeutung das Wissen über die der Sprachverarbeitung zugrundeliegenden Mechanismen ist, wird sofort deutlich, wenn man an Stichworte wie „synthetische Spracherzeugung“, „omatische Spracherkennung“ oder aber auch „Rehabilitation des Sprachverstehens durch Hörgeräte oder Cochlea-Implantate“ denkt. Dieses Buch behandelt ausführlich eine Detailfrage aus diesem spannenden Forschungsgebiet. Erforscht wird der Einfluss von sogenannten Frikativtransitionen auf das Verstehen von Frikativlen. Frikativtransitionen sind Einflüsse von vorangegangenen Frikativen auf das Frequenzspektrum nachfolgender Vokale, so dass sich etwa das „ei“ in „Seile“ etwas anders anhört, als wenn es als Bestandteil des Wortes „Eile“ gesprochen wird. Durch eine umfassende Einführung in das Untersuchungsgebiet wird der Leser mit dem derzeitigen Stand der Forschung vertr gemacht. Dabei geht der Autor über die bloße Zusammenfassung der bisher vorliegenden Ergebnisse hinaus und beschreibt die wichtigsten Experimente kurz, prägnant und detailgenau. Konsequent werden aus diesen Resultaten Wissenslücken und methodische Schwächen aufgezeigt. Im empirischen Teil dieser Schrift gelang es dem Autor, durch die Einführung einer neuen Untersuchungsmethode, die aus der frequenzspezifischen Sprachaudiometrie adaptiert wurde, einen wesentlichen Erkenntnisgewinn zu erarbeiten. Erstmals gelang es, den Beitrag von Frikativtransitionen auf die /s/-Verständlichkeit mit natürlicher Sprache zu bestimmen. Dieser Effekt der Verbesserung der /s/-Verständlichkeit in Höhe von 5 bis 6 dB wurde durch Untersuchungen mit verschiedenen Sprechern und Sprecherinnen sowie mit sinnvollem und sinnfreiem Wortmaterial abgesichert. Durch geschicktes Experimentieren konnten die dafür relevanten Transitionsteile auf die ersten 50 ms des Vokalbeginns eingegrenzt werden. In diesem zeitlichen Bereich wurden nun alle weiteren Manipulationen vorgenommen. Der Einsatz digitaler Tiefpass- und Bandsperrfilter erlaubt es auch in natürlicher Sprache, die Transition äußerst exakt zu manipulieren und den Einfluss dieses Eingriffs auf die /s/-Verständlichkeit zu erfassen. Durch die mit dieser Arbeit hinzugewonnenen Ergebnisse und vor allem durch die Einführung einer neuen Untersuchungsmethode für die Erfassung von Transitionseffekten wird ein stabiler Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen im Bereich des Sprachverstehens geschaffen.