Vom Egozentrismus zum Universalismus
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Die Frage, wie der Mensch die Fähigkeit erwirbt, moralische Lösungen für soziale Problemlagen zu finden, zählt zu den zentralen Problembereichen der Sozialwissenschaften. Nach Lawrence Kohlberg entwickelt sich die moralische Urteilskompetenz in einer stufenförmigen Abfolge, wobei soziale Faktoren diesen Entwicklungsprozess beeinflussen. Wolfgang Lempert zufolge wirken sich sechs „soziobiographische“ Bedingungen auf diesen Prozess aus. Um den Zusammenhang zwischen sozialen Einflüssen und der Entwicklung moralischer Urteilskompetenz zu untersuchen, legte Thomas Bienengräber im Rahmen einer Längsschnittuntersuchung auszubildenden Versicherungskaufleuten moralische Dilemmata zur Bearbeitung vor und befragte sie zu ihren sozialen Umfeldern. Es zeigt sich, dass bei vielen Jugendlichen Entwicklungsschritte feststellbar sind, die im Widerspruch zu möglichen Prognosen stehen, die auf der Basis des Lempertschen Konzepts erstellten wurden. Der Autor analysiert den Zusammenhang der einzelnen Entwicklungsbedingungen untereinander, deren Wichtigkeit für die Genese einzelner Strukturelemente moralischer Urteilskompetenz sowie ihre Wirkung auf die psychischen Dispositionen des Individuums. Die Ergebnisse unterzieht er einer empirischen Prüfung.