Die Libelle im Eisfach
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„Nichts hat sich verändert, außer den Handys in den Taschen der Leute.“ Das ist nur eine der zahlreichen trostlosen Bilanzen, denen sich der junge Erzähler dieses Buches ausgeliefert sieht, während man ihn auf seinen Spaziergängen durch eine größtenteils kaputte Welt begleiten darf, in der Mobiltelefone noch zu den Objekten gehören, die den zärtlichsten Umgang für sich beanspruchen dürfen. Was sich um die Einladung eines mysteriösen Türken herum abspielt, ist ein wahres Panoptikum an Abgründen: Albtraumhaft widerwärtige Szenarien wechseln mit Passagen der innigen Zuneigung, Kommunikation findet hauptsächlich per SMS statt und nebenher wird mit zahlreichen Ikonen der sogenannten Popkultur nicht gerade zimperlich ins Gericht gegangen. Dieser Text ist durch und durch „von heute“ und gibt den Blick frei auf ein nicht gerade schmeichelhaftes Panorama des beginnenden 21. Jahrhunderts und all seiner Geschmacklosigkeiten. Doch dahinter steckt auch die existentielle Problematik eines schmerzhaften Verlorenseins in einer Welt, in der Unterhaltungssucht, Mitteilungsdrang und Pseudo-Prominenz das Zepter schwingen. Dabei wird gnadenlos alles herbeizitiert, was nicht hieb- und stichfest ist, weil man ja schließlich „jemand ist, wenn man nichts kann, außer von sich zu reden und Film/Fernsehinhalte fehlerfrei zu rezitieren.“ Glücklicherweise jedoch hofft der namenlose Protagonist zu wissen, dass es einen Weg gibt, gegen die Verkommenheit anzugehen: Schimpfen, was das Zeug hält und die abgetakelten Götzenbilder der Entertainment-Gesellschaft wie deren verkommene Anhänger mit verbalen Atombomben bewerfen. Nur lauert hinter der schroffen Fassade ein Stück junger Mensch, der aus dem familiären Verbund herausgebrochen werden muss, um in die Realität einbrechen zu dürfen. „An torquierten Fleischerhaken hängen lederne Jackenhemden in schwarz und grau wie die ausgebluteten Leiber aufgeschlitzter Säuglinge mit lustlosen blauen Lippen.„. “ICH LIEBE DIE WELT, DIE MICH UNTERHÄLT"