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Die Sammlung Gersdorff

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Die Geschichte der Kunstkammern nimmt seit geraumer Zeit einen hohen Stellenwert in Kunst- und Wissenschaftsgeschichte ein. Eine bisher unbekannte Kollektion des 17. Jahrhunderts wird im Hinblick auf Entstehungsgeschichte und Zusammensetzung analysiert. Mit der Sammlung des Hans von Gersdorff auf Weicha erschliesst Kirsten Nagel kunst- und wissenschaftshistorisch erstmals ein besonders markantes Beispiel dieser Gattung, wobei die Sammlung eine umfassende, alle Facetten beleuchtende Rekonstruktion erfährt. Gersdorff, oberlausitzer Adliger und Kammerherr des sächsischen Kurfürsten, besass ein Gespür für qualitativ hochwertige Sammlungsobjekte. Besonders hervorzuheben ist sein astronomisches Interesse. Er hinterliess eine Bibliothek, die eine kleine, aber umfassende Auswahl an Literatur zu naturwissenschaftlichen Entdeckungen und aktuell diskutierten mathematisch-optischen Phänomenen enthielt. Ergänzend zum naturwissenschaftlichen Interesse erwarb Gersdorff retrospektiv graphische Blätter mit Konzentration auf religiöse Themen. Das graphische Werk von Albrecht Dürer ist in der Sammlung umfassend nachweisbar. Besonders das beinahe vollständig zusammengetragene undatierte und nicht monogrammierte Frühwerk des bekanntesten deutschen Künstlers weist dem Kollektor einen Platz unter den bedeutendsten Graphikkennern des 17. Jahrhunderts zu. Die inhaltliche Komplexität der Sammlung und der intendierte funktionale Kontext werden in dieser Studie in wesentlichen Aspekten berücksichtigt. Nagel eröffnet einen weitgefächerten Diskurs, der durch formale und inhaltliche Analysen der besonderen Vielschichtigkeit der Sammlung gerecht wird. Sie hinterfragt die Entstehung der Sammlung aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus, findet Informationsquellen des Sammlers zu ausgewählten Künstlern und fasst Auswahlkriterien zusammen. Erwerbsvarianten der Sammlungsobjekte sowie mögliche und nachweisbare Begegnungen und Einflüsse zeitgenössischer Kollektoren und Wissenschaftler werden eingehend analysiert. Die dabei gewonnenen neuen Erkenntnisse fügen sich zu einem Bild zusammen, das die Kollektion als eigenständig und unverwechselbar ausweist. Die Sammlung des Hans von Gersdorff zu Weicha stellt eine frühe Spezialsammlung im sammlungshistorischen Kontext dar. Durch das Auffinden neuer Quellen und das Aufzeigen kunst- und kulturhistorischer Zusammenhänge und nicht zuletzt durch ein umfassendes Sammlungsregister der ca. 3.500 Sammlungsobjekte sowie durch neue Zuschreibungen von Zeichnungen und Graphiken leistet die Autorin einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung von Kunst- und Wissenschaftsgeschichte sowie im Besonderen zur Geschichte von Museen und Sammlungen.

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2006

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