Bildung und Religion
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Die kleine Schrift „peri theon kai kosmou“ („Über die Götter und die Welt“) ist ein seltenes Zeugnis paganer Selbstdefinition aus der zweiten Hälfte des 4. Jh. n. Chr., einer Zeit, in der das Christentum verstärkt an politischer und kultureller Akzeptanz und Dominanz zunimmt. Die Studie von Detlef Melsbach orientiert über die Forschungsgeschichte, leistet einen Beitrag zur Klärung der Verfasserfrage und analysiert Struktur und Inhalt der Schrift unter Berücksichtigung des geistesgeschichtlichen Hintergrundes. Die seit längerem etablierte These, mit der Schrift des Salustios läge so etwas wie ein paganer Katechismus im Rahmen der Religionspolitik Kaiser Iulians vor, wird im Kontext der Frage nach religiöser Selbstdefinition etwas differenzierter als bisher üblich diskutiert. Hierfür werden auch die Beiträge wichtiger christlicher und heidnischer Meinungsbildner in der zweiten Hälfte des 4. Jh. (z. B. Gregor von Nazianz, Basileios, Libanios) berücksichtigt. Die ausführliche Sichtung der biographischen Informationen zu dem hohen römischen Beamten Saturninius Salutius Secundus, der wahrscheinlich mit dem Autor von „peri theon kai kosmou“ identisch ist, erweisen diesen als von Heiden und Christen gleichermaßen anerkannte politische und intellektuelle Persönlichkeit. Es zeigt sich also, dass bei allen konfessionellen Differenzen, wie sie die Epoche prägen, das Bemühen um Bildung und Religion so etwas wie ein Minimalkonsens der christlich paganen Kontroverse ist Die erste moderne, mit textkritischen Anmerkungen versehene deutsche Übersetzung von „peri theon kai kosmou“ soll den Zugang zu diesem wichtigen Dokument neuplatonisch inspirierter Weltanschauung erleichtern.