Mozart

„Mozarts Weg beginnt in kleinbürgerlich geordneter Enge, über sein Ende breiten sich Gerüchte und Legenden. Tausenden Fakten zum Trotz ist Wesentliches aus Mozarts Leben unbekannt geblieben, man weiß noch nicht einmal, ob er eines natürlichen Todes gestorben ist; nur das Datum ist sicher: der 5. Dezember 1791, vor 200 Jahren. Die vorliegende Bildbiographie ist im Ansatz und in der Konzeption einzigartig, hier ereignet sich eine Grenzüberschreitung. Der altbekannte Bilderkanon herkömmlicher Biographik bricht von innen her auf. Ungewohnte Ansichten aus der Zeit Mozarts sprengen den Rahmen in sich beruhigter Bildkollektionen. Ein Lebens-, Sitten- und Zeitpanorama voller Kontraste und Zwischentöne wird durch dunkle, ja bisweilen abgründige Bilder vertieft. Wer dieses Buch betrachtet und liest, nimmt von der in Resten noch immer fortwirkenden Vorstellung eines Mozart als ›neutralisierten Kulturguts‹ endgültig Abschied. Die Fülle der aufgenommenen Dokumente (zur Biographie, zur Musik, zur zeitgenössischen Wirkung und zur Alltagswelt) gibt der Darstellung eine Authentizität, die, jenseits beschönigender Legendenbildung, Mozarts Leben, seine Zeit und sein Werk faßlicher macht. Abgesehen von den bekannten Bildern der Mozartfamilie, die nicht fehlen, wurden etliche der verbreiteten Porträts von Gönnern, Bekannten und Freunden sowie Stadt- und Landschaftsansichten durch weniger bekannte, doch vielfach aussagekräftigere ersetzt. Vor allem jedoch werfen zahlreiche Sittenbilder Schlaglichter auf das geistige und soziale Klima der Zeit, wie sie kein Text auch nur annähernd so deutlich vermitteln könnte: Wir sehen Straßenszenen, Wanderbühnen und Wirtshäuser; Paläste, Logen und Amüsier-Etablissements; Fürsten, Bänkelsänger und Prostituierte; militärische Aktionen und Illustrationen zur Reformpolitik Kaiser Josephs II., zur Liquidierung von Klöstern oder zur Bestrafung von Delinquenten mit öffentlicher Zwangsarbeit.“