Guarino Guarini, ungebaute Bauten

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Guarino Guarini war Theatinermönch, Philosoph, Mathematiker, Stückeschreiber und ein genialer Architekt des 17. Jahrhunderts. Er hinterließ in Turin Bauten von starker Dynamik und origineller Eigenart. Nach seinem Tod wurden Pläne von zwölf unausgeführten Entwürfen veröffentlicht, die in Europa großes Interesse und als modern galten. Guarini inspirierte Bauwerke finden sich in Kirchen von Cadiz bis Wilnius, London bis Prag und Wahlstatt bis Nizza. In Deutschland wären die Dresdner Frauenkirche oder Kirchen von Dientzenhofer und Neumann ohne seine Vorbilder nicht denkbar. Da viele Menschen Schwierigkeiten haben, sich Bauten aus Schnitten und Grundrissen vorzustellen, erleichtern nach Plänen angefertigte Ansichten die Beurteilung erheblich. Nur Perspektiven vermitteln einen sinnlichen Raumeindruck. Die Guarinischen Entwürfe und die gewonnenen Einsichten aus Innen- und Außenansichten bereichern unsere Vorstellung der kühn erdachten und neuartig gestalteten Barockräume. Sie sind auch für unser Jahrhundert von Bedeutung, da sie - ähnlich wie viele heutige Architekten - klar voneinander abgesetzte und verbundene Raumelemente verwenden. Selten wurden Bauten mit solch phantasievoller Vielfalt erdacht. Letztlich mindert es die Bedeutung eines Baus nicht, ob er ausgeführt wurde oder nicht.