Der Effendi wünscht zu beten
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Marion Gräfin Dönhoff hatte mit ihren Büchern über die verlorene Heimat in Ostpreussen einen Welterfolg - lange bevor sie als Ressortleiterin, dann als Chefredakteurin und schliesslich als Mitherausgeberin der ZEIT eine prägende Gestalt Nachkriegsdeutschlands wurde. Fast jedes ihrer Bücher - von „Namen, die keiner mehr nennt,“ über „Kindheit in Ostpreussen“ bis zu „Zivilisiert den Kapitalismus“ - hat die Nation bewegt. Jetzt legt Marion Dönhoff jene grossen Berichte vor, in denen sie seit den vierziger Jahren als eine der ersten den Aufbruch der sogenannten Dritten Welt beschrieb. Die deutsche Öffentlichkeit war damals noch ganz mit Wiederaufbau und Kaltem Krieg beschäftigt. Marion Dönhoff aber spürte das Beben im Nahen Osten, in Indien, im Herzen Afrikas und in dessen weiss geprägtem Süden. Lange bevor man den Namen Nelson Mandela überhaupt kannte, hat sie Kapstadt und Johannesburg besucht und sich mit den Führern Schwarz-Afrikas, nicht selten im Geheimen, getroffen, um Wege aus der offiziellen Apartheid zu erkunden. In diesen Jahrzehnten war sie oft eine einsame Ruferin in der Wüste, wobei das sowohl im übertragenen als auch in einem sehr wörtlichen Sinne zu verstehen ist. Marion Dönhoff zwängte sich in überfüllte, altersschwache Taxis und reiste kreuz und quer durch Afrika, um selber in Augenschein zu nehmen, wie die arabische Welt im Abendschein des Kolonialzeitalters aufbegehrte. Die Frische ihrer Beobachtungen, ihre Neugier und die lebendige Schilderung menschlicher Begegnungen kommen in beidem zum Ausdruck: Im nachdenklichen Analysieren und in der Abenteuerlust - gleich, ob sie im Beduinenzelt sitzt oder die letzten Maharadschas besucht. Vor allem aber besticht die Unabhängigkeit, mit der sie aus den Klischees ihrer Zeit heraustrat und Möglichkeiten zeigte, die inzwischen Wirklichkeit geworden sind.
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