Das Problem der Übersetzung
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Das Werk befasst sich mit der rechtshistorischen Entwicklung des Majestätsbeleidigungstatbestands sowie mit dessen politischem Aspekt. In den verschiedenen Herrschaftssystemen, angefangen bei denen der deutschen Einzelstaaten des 19. Jahrhunderts bis hin zur heutigen Bundesrepublik, hatten die beleidigenden Äußerungen gegenüber dem Staatsoberhaupt ebenso wie ihre Bestrafung ganz unterschiedliche Ursachen und Zielrichtungen. Ein harmloser Scherz, eine oppositionelle Meinungsäußerung, ein Verleumdungsmittel - was als Majestätsbeleidigung galt und wie darauf reagiert wurde, lässt Rückschlüsse auf das Verhältnis von Volk und Staat, die allgemeinen politischen Umstände, aber auch auf die Person des Staatsoberhauptes zu. Mit Gründung des Deutschen Kaiserreichs und der Entwicklung eines einheitlichen Reichsstrafgesetzbuchs gelangt das Werk zu seinem Schwerpunkt: die politische Verfolgung der Sozialdemokraten, dargestellt anhand der fast täglich erscheinenden „Chronik der Majestätsbeleidigungsprozesse“ des sozialdemokratischen Presseorgans „Vorwärts“. Die Bedeutung des Majestätsbeleidigungsparagraphen als Massenphänomen, dem viele durch Denunziationen zum Opfer fielen, ist eine weitere Ausprägung des Kaiserreichs. Die Weiterentwicklung in der Weimarer Republik zeigt, wie sehr Friedrich Ebert als erster deutscher Reichspräsident unter der rechts- wie linksextremen politischen Hetze zu leiden hatte und wie sich die Sozialdemokraten schließlich zu einer Wiedereinführung eines gesonderten Ehrschutz des Staatsoberhaupts gezwungen sahen. Die schwindende Bedeutung des Paragraphen bis heute wird abschließend in einer kritischen Würdigung beurteilt.