Verkehrspolitik in Metropolen Südostasiens
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Urbaner Verkehr ist primär - so die These dieser Publikation - ein politisches Problem und nur sekundär eine technische Frage. In der Fachliteratur dominieren jedoch technische und volkswirtschaftliche Gesichtspunkte die verkehrspolitischen Debatten. Die Notwendigkeit einer sozialwissenschaftlichen Perspektive wird durch die analytische Unterscheidung zwischen Mobilität und Erreichbarkeit deutlich, die in diesem Buch durchgängig angewendet wird. Die komplexen und vielschichtigen Wechselbeziehungen zwischen Verkehr, Unfallrisiken und urbaner Raumordnung, Volkswirtschaft, Umwelt und Sozialem für die Städte Südostasiens sind Untersuchungsgegenstand des ersten Teils dieses Bandes. Dabei werden die Möglichkeiten und Probleme der unterschiedlichen Verkehrsmittel diskutiert. Die Tatsache, dass die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen und Organisationen spezifische Mobilitätsbedürfnisse haben, die durch die verschiedenen Verkehrsarten und Politiken in unterschiedlicher Weise befriedigt werden, wurde bislang ungenügend berücksichtigt. Teilweise ergänzen sich die verschiedenen Verkehrsarten, doch es bleiben unvereinbare, gegensätzliche Anforderungen, die z. B. der nicht motorisierte bzw. der motorisierte Verkehr, der öffentliche oder der private Verkehr an ein Stadtumfeld und die Verkehrspolitik stellen. Es gibt also bei Verkehrsmaßnahmen und Verkehrspolitiken stets gesellschaftliche Gewinner und Verlierer. Vor diesem Hintergrund ist zu vermuten, dass die einzelnen Bevölkerungsgruppen versuchen, ihre Verkehrsbedarfe zu artikulieren und durchzusetzen. Der semi-autoritäre Stadtstaat Singapur und das inzwischen pluralistisch-demokratische Bangkok unterscheiden sich sowohl durch ihre politischen Systeme und Kulturen als auch durch ihre Verkehrssysteme und Verkehrspolitiken. Das vorliegende Buch zeichnet die historische Entwicklung der Verkehrssysteme und Planungstraditionen in beiden Städten detailliert und materialreich nach und untersucht die Strukturen und Aktivitäten sowohl der staatlichen als auch der nichtstaatlichen Akteure, durch die sie ihre Interessen durchzusetzen versuchen. Anhand einer Reihe von Fallbeispielen wird der tatsächliche Ablauf von Entscheidungsprozessen in Singapur und Bangkok anschaulich analysiert. Die abschließende Untersuchung und Bewertung der realen Verkehrssituation in den beiden Metropolen ermöglicht konkrete Aussagen darüber, welche gesellschaftlichen Gruppen in Singapur und Bangkok die Entwicklung der Verkehrssysteme erfolgreich beeinflussen konnten, und wer auf dem Politikfeld urbaner Verkehr die Gewinner bzw. die Verlierer sind. Dadurch lassen sich praxisrelevante Aussagen über das Funktionieren und die Leistungsfähigkeit der politischen Systeme ableiten, die für ein tieferes Verständnis der Demokratie in Singapur und Thailand notwendig sind.