Ethnische Ökonomie
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Wir erleben in der Bundesrepublik Deutschland einen bedeutenden Wandel in der Beschäftigungsstruktur von Ausländern. Kamen ausländische Erwerbstätige bis in die 70er Jahre hinein fast ausschließlich in abhängigen Beschäftigungen zum Zuge, so machen sich seit den 80ern und vor allem den 90ern des letzten Jahrhunderts Ausländer selbständig und gründen eigene unternehmerische Existenzen. Das Buch ist eine Bestandsaufnahme über theoretische und empirische Arbeiten zu diesem jungen Forschungsbereich und liefert zum anderen Erklärungsansätze, die es ermöglichen zu verstehen, wie unterschiedliche Ethnien auf gegebene Wirtschafts- und Sozialstrukturen reagieren, wenn es darum geht, eine eigenständige wirtschaftliche Existenz aufzubauen. Bei der Analyse geht es darum aufzuzeigen, wie Netzwerke etabliert werden und wie diese den Migranten den Start in die Selbständigkeit erleichtern. Wie oben angedeutet, müssen auch „negative“ Folgen von Netzwerken berücksichtigt werden. Soziales Kapital stellt neben dem Humankapital und dem Faktor Geschlecht einen eigenständigen wichtigen Faktor für Überleben oder Sterben von neuen Betrieben dar. Ethnische Gründer zeichnen sich vor allem durch starke Bindungen aus (familiäre, verwandtschaftliche und landsmännische Beziehungen), die für das anfängliche Überleben der Betriebe unverzichtbar erscheinen. Aber schwache Bindungen tragen dazu bei, dass die Personen mit wichtigen Informationen und neuen Ressourcen versorgt werden (wie z. B. bei der Wohnungs- und Arbeitssuche). Bei den türkischen Unternehmern fehlen diese insbesondere in die nicht-ethnischen Netzwerke. Trotz dieses Umstandes bilden die ethnischen Betriebe, bei einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von über 20% bei Türken, auch einen wichtigen Faktor für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt dar, dem sich die hiesige Gesellschaft nicht verschließen kann.