Niedergangsstadium? Die Imperialismus-Theorie im interdisziplinären Diskurs
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„Imperialismus“ war lange Zeit einer der strittigsten Begriffe in den Sozialwissenschaften. Während die Einen ihn mit der Dekolonialisierung Ende der sechziger Jahre als erledigt ansahen, vertraten andere die These, dass er in der Entwicklungshilfe und den Hegemonialbestrebungen der Großmächte weiterexistiere. Die Brisanz seines Inhaltes lag schon immer darin, dass die Bejahung der Existenz des Imperialismus zur Schlussfolgerung führte, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem insgesamt oder doch partiell in Frage gestellt werden muss. Nach den Kriegen der USA in Afghanistan und im Irak tasten sich kritische Sozialwissenschaftler langsam wieder an den Zusammenhang von Ökonomie und Krieg heran, zumeist wird aber die Begrifflichkeit „Imperialismus“ vermieden. Stattdessen haben Begriffe wie „Hegemonialbestrebungen, Empire, Globalisierung und Neoliberalismus“ Konjunktur - letztlich Umschreibungen von Elementen der klassischen Imperialismustheorien. In den Beiträgen beschreiben die Autoren (Politik-, Wirtschafts-, Geschichts-, Literaturwissenschaftler und Pädagogen) unterschiedliche Aspekte des Neoimperialismus und der Imperialismustheorien. Dabei handelt es sich nicht um eine kohärente Beschreibung des Phänomens Imperialismus, sondern um das notwendige Zusammentragen von „Mosaiksteinen“, die zusammen ein Bild entstehen lassen, das erst in der Zukunft an Tiefenschärfe und Geschlossenheit gewinnen wird. Wie gesagt, die Wiederentdeckung des Imperialismus befindet sich erst in seinen Anfängen.