Wessen Gene, wessen Ethik?
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Mehr und mehr gelten der Humangenetik heute die feinen Unterschiede zwischen Individuen und Populationen als verheißungsvoller Forschungsgegenstand. Von ihrer Untersuchung verspricht man sich Erkenntnisse über Krankheitsgene, die Entdeckung von Resistenzen sowie Bausteine für eine Biogeschichte der menschlichen Spezies. Bisherige Anläufe zur Erhebung der genetischen Diversität des Menschen haben jedoch, sehr zur Verwunderung der Forscher, vehemente Kritik auf sich gezogen. Anthropologen bezweifeln die Konsistenz der Hypothesen, Ethiker bemängeln Verfahrensstandards; indigene Völker, als potentielle Forschungsobjekte, sehen sich gar einer neuen Welle des Kolonialismus ausgesetzt, diesmal „auf molekularer Ebene“. Die Bioethik versucht sich in Antworten auf diese Herausforderungen. Konzepte wie „gemeinschaftliche Begutachtung“ oder „kollektive Zustimmung“ sollen zugleich mit ihrer Legitimationsgrundlage auch den Menschenrechtsschutz in populationsbasierter genetischer Forschung verbessern. Gründe genug, die Ziele, Methoden und Rahmenbedingungen humangenetischer Variationsforschung und die Ansätze zu ihrer ethischen Regulierung einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen.