Walter Ulbricht und seine deutsch-deutsche Revolutionstheorie (1944/45 - 1973)
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Die vorliegende Arbeit besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil untersucht sie die Wandlungen des Ulbricht Bildes in der deutschen politik- und geschichtswissenschaftlichen Forschung. Es wird gezeigt, inwiefern die unterschiedlichen oder sogar widersprüchlichen Ulbricht-Bilder von den jeweiligen forschungsgeschichtlichen Kontexten ihrer Zeit, den Erkenntnisinteressen des Autors, seiner Biografie sowie von den an Ulbricht angelegten Beurteilungsmaßstäben abhingen und bis heute abhängen. Eine vergleichbare Analyse der Charakterisierungen Ulbrichts gibt es bisher nicht. Im zweiten Teil schlägt die vorliegende Untersuchung einen Interpretationsansatz vor, der zu einem besseren Verständnis von Ulbrichts Deutschlandpolitik und seinem politischen Selbstverständnis beitragen will. In Erweiterung einiger Überlegungen von Siegfried Lokatis erkennt die Studie in Ulbrichts „Nationaler (Grund-)Konzeption“ eine Revolutionstheorie, die seinen politischen Entscheidungen zu Grunde lag. Ulbrichts Politik folgte also, so die These des Autors, einer deutsch-deutschen Revolutionstheorie. Ulbricht hatte diese bereits in den vierziger Jahren entwickelt bzw. bei seinem Parteigenossen Fred Oelßner abgeschrieben und folgte ihr sein Leben lang. Das bemerkenswerte an dieser Konzeption - dem politischen Credo Ulbrichts: Der ehemalige SED-Chef rechnete offenbar bis an sein Lebensende ernsthaft mit einer in nicht allzu weiter Feme liegenden, von der Arbeiterklasse getragenen Revolution in Westdeutschland.