Die Hypothek des Krieges
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Kriege erzeugen Verluste, sie haben langfristige soziale, psychische und ökonomische Auswirkungen - sei es weil man seine Angehörigen, sei es weil man sein Gliedmaßen, sei es weil man seine Würde verlor. Jeder Mensch, den der Krieg versehrt hat, sehnt sich das Ende des Krieges herbei - und doch sind es gerade die Opfer, die in einer Nachkriegsgesellschaft wohl am vehementesten dafür streiten, daß der Krieg nicht in Vergessenheit gerate. Werden Kriegstraumata adäquat behandelt, gibt es eine Gesundheitsversorgung für die Betroffenen? Werden arbeitslosen Veteranen Umschulungen angeboten? Welche soziale Sicherheit wird hinterbliebenen Frauen und Kindern geboten? Welche Anstrengungen unternehmen Staat und Wirtschaft um die, die am Ende der sozialen Skala leben, zu integrieren? Was hält die sozial noch immer geteilte bosnische Gesellschaft 'im Innersten' zusammen? Welchen Einfluß hatte der Krieg auf die sozialen Beziehungen der Veteranen, der Hinterbliebenen, der behinderten Soldaten? Welche Rolle spielt die soziale Unterstützung der Familie bei der Bewältigung des Kriegstraumas? Wieviel, worüber und mit wem kommunizieren sie, wenn sie über den Krieg sprechen? Wie leben die, die nach Srebrenica, dem Inbegriff der humanitären Katastrophe inmitten Europas, zurückgekehrt sind? Welchen Alltag haben die überlebenden Frauen und Männer in den Flüchtlingscamps, die es auch heute noch, zumeist am Stadtrand, gibt? Sinnen die Opfer nach Rache oder sind sie vielmehr Motor für gesellschaftliche Aussöhnung? Um den vielfältigen Spuren des Krieges in Bosnien-Herzegowina nachzugehen, stützt sich diese Untersuchung auf zahlreiche Forschungsaufenthalte, eigene Erhebungen und Interviews. Ein Schwerpunkt der Feldforschung liegt im Kanton Tuzla sowie der Podrinje-Region im Osten Bosniens.