Aus der Schweiz nach Israel
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Schlomo Wollsteins Biographie ist nicht unbedingt spektakulär, aber doch recht ungewöhnlich. Der Autor wird 1927 in St. Gallen geboren, durchläuft dort Kindergarten und Schulen, absolviert ein Ingenieurstudium an der ETH Zürich, sammelt erste Berufserfahrungen, betätigt sich aktiv in der jüdischen Jugendbewegung der Schweiz, um schließlich mit 27 Jahren 1954 nach Israel auszuwandern und zunächst fachfremd im Kibbuz Gwulót unweit von Beer Schewa zu arbeiten. Mit 30 Jahren heiratet Schlomo 1957 die zionistisch gesinnte hübsche Yvonne aus Mulhouse im Elsaß, absolviert seinen Militärdienst, findet dort auch Arbeit in seinem Fach, unternimmt danach beruflich verschiede Versuche und ist erstmals auch im Weizmann-Institut beschäftigt. Inzwischen sind Schlomos Eltern nach Israel eingewandert. Yvonne und Schlomo bekommen drei Söhne, die später ihre speziellen Berufe finden. Selbstverständlich muß Schlomo sowohl den Sechs-Tage-Krieg 1967 als auch den Jom-Kippur-Krieg 1973 mitmachen. Bereits 1963 war er endgültig zum Weizmann-Institut gegangen, um dort bis zur Pensionierung 1992 seine berufliche Erfüllung zu finden. Durch Schlomo Wollsteins Erinnerungen wird man zunächst also mit seiner Lebenswelt in St. Gallen bekannt, lernt Eltern und Verwandte kennen, auch jene im deutschen Gailingen am Hochrhein, erlebt seine Kindergarten-, Schul und Studienzeit, kann nicht zuletzt an seiner jüdischen Jugendarbeit teilnehmen und verstehen lernen, wie aus dieser schweizerisch-jüdischen Biographie Schlomo Wollsteins „Alija“, seine Einwanderung nach Israel folgt. Alsdann erhält man zuerst einen kleinen Einblick in die Welt des Kibbuz Mitte der 1950er Jahre, erlebt dann verschiedene Aspekte der israelischen Alltagswelt, Verlobung und Hochzeit, Wohnungssuche, Militärdienst, Berufsfindung, die Geburt der drei Söhne, aber auch Freizeitaktivitäten im eigenen Land und im Ausland. Im Manuskript nehmen die Auslands-Reiseberichte einen sehr großen Raum ein, wurden aber hier einvernehmlich stark gekürzt, um die Erinnerungen eben vor allem auf die Schweiz und auf Israel zu konzentrieren. Ungewöhnlich erscheint die vorliegende Biographie vor allem deshalb, weil Schlomo Wollstein auf eine ebenso friedliche wie gesicherte Zukunft in der Schweiz zugunsten eines völlig anderen Lebens in Israel verzichtet hat: „Manche Leute konnten nicht verstehen, daß ich die schöne Schweiz verlassen hatte.“ Interessant sind auch die verwandtschaftlichen Beziehungen nach und Erinnerungen an Gailingen einschließlich Reichspogrom im November 1938 und Oktoberdeportation in die französischen Internierungslager Gurs und Rivesaltes im Oktober 1940.