Anton Bruckner: das Streichquintett in F-Dur
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Anton Bruckners Streichquintett in F-Dur gehört zu jenen Schöpfungen, die den interessierten Musikliebhaber ebenso wie den Musikwissenschaftler in Staunen zu versetzen vermögen. Ausgerechnet Bruckner, der doch ganz auf die große Symphonik festgelegt schien und sich ausdrücklich als „Symphoniker“ verstanden wissen wollte, widmete sich mitten im Zentrum seines Schaffens, kurz vor Beginn seiner Arbeiten an der sechsten Symphonie, der Kammermusik. Es verwundert kaum, dass dieses Stück, das einzige vollgültige Kammermusikwerk des „Wiener Meisters“, seit jeher primär aus dem Blickwinkel der Symphonik beleuchtet wurde. Eine Perspektive, die ihren Ausdruck nicht zuletzt im Schlagwort von der „Symphonie für fünf Streicher“ fand. Was genau aber hat das Streichquintett mit den Symphonien Bruckners gemein – und was gerade nicht? Wie lässt sich das Verhältnis zwischen Brucknerscher Kammermusik und Symphonik differenziert fassen? Vieles spricht dafür, dass Bruckner, wenig überraschend für einen derart reflektierten Komponisten, ein ausgeprägtes Gattungsverständnis besaß. Das Quintett kann als Beleg für diese These interpretiert werden; sei es im Themenbau, in der Streicherbehandlung oder in der Form- und Zyklusgestaltung – Bruckner ließ sich, wie die vorliegende Studie zeigt, auf nahezu allen Ebenen auf das für ihn doch eher ungewohnte Medium ein. *** Anton Bruckner’s string quintet in F major is one of those works with the capacity to astound both the interested amateur and the professional musicologist. Bruckner of all composers, who was so committed to great symphonic works, chose to devote himself in the middle of his creative life, shortly before beginning work on his sixth symphony, to chamber music. It is hardly surprising that this piece, the only complete chamber work by the ‘Viennese master’, has always been studied primarily from the perspective of the symphony: a perspective which is expressed not least in the epithet ‘symphony for five stringed instruments’. But what exactly does the quintet have in common with Bruckner’s symphonies – and where does it differ? How can the relationship between Bruckner’s chamber music and his symphonic music be defined? Many facts suggest that Bruckner, not surprisingly for such a reflective composer, had a clear appreciation of different genres. The quintet can be interpreted as proof of this theory; whether in the development of the themes, in the treatment of the strings, in the shaping of forms and cycles, Bruckner engaged on practically every level with a medium unfamiliar to him.