Konzeption eines systematischen Nachhaltigkeitsmanagements

Die gegenwärtigen sozio-ökologischen Systeme sind von einer derartigen Dynamik und Komplexität geprägt, dass sich Entscheidungsträger gerade im Umweltbereich neuen Herausforderungen gegenübersehen. Die Auswirkungen von heute getroffenen Entscheidungen werden immer schneller offensichtlich. Gleichzeitig müssen im Entscheidungsfindungsprozess Erkenntnisse aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen miteinander verknüpft und zu einer ganzheitlichen Lösung vereint werden. Es rückt somit die Frage in den Fokus, woran sich eine Strategie des nachhaltigen Wirtschaftens orientieren kann. Zur Klärung dieser Frage wird in der vorliegenden Arbeit das „Systemische Nachhaltigkeitsmanagement“ konzipiert, dessen Anwendung es ermöglicht, der komplexen Dynamik sozio-ökologischer Systeme Rechnung zu tragen und die Vulnerabilität eines Systems zu reduzieren, indem dessen Resilienz gestärkt wird. Das Konzept basiert dabei auf den Implikationen der „Industrial Ecology“, die ein Wirtschaften „am Vorbild der Natur“ ermöglicht und der „Systemorientierten Managementlehre“, die sich im Laufe vieler Jahrzehnte als Lösungsansatz für komplexe Fragestellungen etabliert und ausgezeichnet hat. Unter Verwendung der Methodik des „Ganzheitlichen Problemlösens“ als konzeptionellen Bezugsrahmen, der eine transdisziplinäre Generierung und sukzessive Einordnung der Erkenntnisse ermöglicht, werden die Muster der Biosphäre mit den Merkmalen des systemisch-vernetzten Denkens zu Indikatoren einer sozio-ökologischen Resilienz verdichtet, die es ermöglichen, die Vulnerabilität eines Systems zu bewerten. Das Konzept wird anschließend zur Analyse der Nachhaltigkeit der deutschen Regenwasserwirtschaft eingesetzt. Nach der Identifikation des Prinzips der unmittelbaren Ableitung als dominierendes Paradigma der Regenwasserwirtschaft anhand der Übertragung des Kuhnschen Paradigmabegriffs auf technologische Verfahren, offenbart die Anwendung des Konzeptes enorme Nachhaltigkeitsdefizite dieses Prinzips. Eine schriftliche Befragung der Experten der Regenwasserwirtschaft zeigt, dass die Fachleute den generierten Indikatoren in Bezug auf die Evaluierung und Gestaltung von nachhaltigen Strukturen ein großes Potenzial beimessen. Die Anwendung des Konzeptes kann somit einen wichtigen Beitrag zur Analyse und zur Gestaltung der Nachhaltigkeit von sozio-ökologischen Systemen leisten.