Berufswahl als Entscheidung
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Berufswahl ist nach ACHENBACH (1992,4) von ausschlaggebendem, konsequenzen- und folgenreichem Gewicht, die es noch immer vermag gesellschaftliche Identität zu stiften und somit durchaus als „Schicksalswahl“ bezeichnet werden kann. Die primäre Berufswahl, d. h. die Berufswahl beim Übergang von der Schule und dem Erreichen einer Erstposition im Beschäftigungssystem, ist immer eine Entscheidung und Gegenstand zahlreicher Konzepte zur Erklärung der Berufswahl. Diese Konzepte sind Ausgangspunkt des Buches. Unabhängig von der Wahl der Perspektive; der Auswahl der Komponenten, die das Wahlverhalten bestimmen; und unabhängig von den terminologischen Auslegungen bieten sie Unterstützung in der deutlicheren Wahrnehmung objektiver und subjektiver Realitäten und eröffnen Diskussionsansätze für Sachfragen einerseits und Reflexions- und Beratungsansätze andererseits. Im Rahmen der Darstellung und kritischen Betrachtung bestehender Berufswahlkonzepte werden Konzepte ausgewiesen, die explizit die Entscheidung in den Mittelpunkt rücken, andere stellen die psychologische Dimension oder das Sozialverhalten der Individuen ins Zentrum, wieder andere Konzepte sind an bestehenden Theorien, wie der Entwicklungstheorie oder den verschiedenen Lerntheorien angelehnt und es wird deutlich, dass Erklärungen zu Unterschieden hinsichtlich des spezifisch geschlechtsbezogenen Berufswahlverhaltens fehlen und Geschlecht als „unhinterfragte Kategorie menschlicher Urteilsbildung“ (STIEHLER 2008, 10) fungiert. Es kann der Vorwurf erhoben werden, dass die bestehenden Berufswahlkonzepte vorrangig darauf zielen, die berufliche Normalbiographie von Männern in westlichen Gesellschaften zu erklären. Da aber die Berufswahl der Frauen aufgrund der doppelten Vergesellschaftung anders verlaufen und es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt, sind jene Konzepte inadäquat. (vgl. BROOKS 1994, 393) Es gilt also, das Geschlecht als zentralen Bezugspunkt in die Pädagogik einzuführen und Konzepte zur Berufswahl (und zur beruflichen Entwicklung) von Frauen darzustellen. Im Anschluss wird ein allumfassendes Modell entwickelt, dass Berufswahl als Identitätsbewährung ausweist, welches der Komplexität der Berufswahlsituation unter Berücksichtigung der Strukturkategorie Geschlechtgerecht wird und ergänzt durch Handlungsmaximen geschlechtsreflexive Berufswahlberatung realisierbar macht. Somit liegt mit diesem Erkenntniskomplex ein handlungsfeldspezifisches Wissen und feldunspezifisches Wissen auf Interaktionsbasis für Beratende vor, das zugleich wissenschaftlich abgesichert ist und gleichermaßen praktisch verwertbar ist, um bei der Bewältigung der Berufswahl als Entscheidungsaufgabe, die sachlich, zeitlich und sozial komplex ist, zu unterstützen.