Der gekaufte "Friedenskämpfer"
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Anfang der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts signalisierte die Sowjetunion, dass sie unter Umständen einer baldigen deutschen Wiedervereinigung zustimmen würde. Diese bis 1954 geltende Doktrin der Sowjets begleitete die SED mit einer breit angelegten Wiedervereinigungspropaganda. Dazu gehörte auch, dass die ostdeutschen Funktionäre unter der Parole „Deutsche an einen Tisch!“ auf allen zivilgesellschaftlichen Ebenen versuchten, die bundesdeutsche Bevölkerung mit einer „Westarbeit“ zu unterminieren. Unter den Westdeutschen Sympathien für die eigene Politik zu erzeugen war das Ziel. Auch die westdeutsche Sportbewegung blieb davon nicht verschont. Bereits 1950 erklärte der Deutsche Sportausschusses (DS), der damalige Dachverband des ostdeutschen Staatssports, den Sport in der Bundesrepublik zur Zielscheibe für seine Form der „Westarbeit“. Doch nachdem die ersten Versuche misslangen, gründeten die Funktionäre des DS im Herbst 1951 zusammen mit ihren Gehilfen aus der KPD und dem ehemaligen Silberpfeilpiloten Manfred von Brauchitsch, einem der berühmtesten Rennfahrer der Vorkriegszeit, das „Westdeutsche Komitee für Einheit und Freiheit im deutschen Sport“. Diese Untersuchung ist die überaus spannende Geschichte dieser Tarnorganisation. Deren „Wühlarbeit“ wurde allerdings bereits 1955 mit der Verhaftung der führenden Köpfe des Komitees und dem Tatvorwurf des Hochverrates abrupt beendet. Damit ist sie zugleich auch die Geschichte des notwendigen Scheiterns der stalinistischen Sportfunktionäre der DDR. Auf den zweiten Blick ist sie aber auch die bisher unerforschte Lebensgeschichte Manfred von Brauchitschs, der mit dem Komitee kurzzeitig noch einmal auf eine zweifelhafte sportliche Bühne zurück kehrte. Brauchitsch, der Draufgänger, der nach seinem „Manövrieren“ mit den Nazis nun einer eigenen Ethik folgte, den Kommunismus als Geschäft verstand und schließlich zu einem der führenden Sportfunktionäre der DDR aufstieg.