Bernd Große, stilles Leben, vida quieta
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Die Arbeit von Bernd Große hebt sich deutlich ab von der modernen, allgegenwärtigen und schnellen Bilderflut des Massenkonsums. „Stille Leben“ sind foto-grafisch: meistens schwarzweiß, hin und wieder farbig. Die meisten seiner Bilder sind in den Tonalitäten eher zurückhaltend, fast blass. Sie strahlen in ihrer Ausgewogenheit eine meditative Ruhe aus; besonders das eher kleine Format lädt zur genauen Betrachtung aus der Nähe ein. Die Titel sind mitunter ironisch – ein Augenzwinkern –, poetisch oder aber sachlich nüchtern. Die verschiedenen Bildkompositionen und -kombinationen spiegeln subjektive Raumerfahrungen wieder. Das ahnt man, obwohl der Fotograf sich betont im Hintergrund hält. Häufig dominiert das Geometrische: Raute, Quadrat, Dreieck, Winkel, Oval, Kreis oder Punkt, Zylinder oder Kubus, in unterschiedlichen Größen. Die Aufnahmen setzen sich zusammen aus graphischen, hin und wieder auch aus farbigen Kontrasten – melancholisch kühles Blau, warmes Gelb, frisches Rot. Indem die Bildkombinationen auf Gegensätze aufbauen, erhöhen sie die Spannung. Ein weißes Hemd, eine weiße Wand oder einfach nur Schnee bilden Projektionsflächen für Licht und Schatten von Falten und Strukturen. Der dunkle gezackte Schatten eines Geländers, das vom Bildrand aus dem Bild hinaus geschnitten bleibt, zeichnet das Treppenförmige nach. Geringe Abweichungen evozieren wiederum einen dezidiert subtilen Reiz bei der Betrachtung eines Bildpaares. Vorher – nachher? Was hat sich verändert? Wo sich eben noch schlanke Frauenbeine ausstreckten – was mag wohl die Form der Hand auf dem Knie bedeuten? –, liegt nun eine helle rosafarbene Tulpe in einem Lichtkeil wie ein Symbol für die Schönheit des Vergangenen.