Training visueller Aufmerksamkeit in der polizeilichen Aus- und Fortbildung
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Zahlreiche Polizeiaufgaben erfordern eine effektive und effiziente Selektion von Informationen und damit eine leistungsstarke Aufmerksamkeitssteuerung. Der Erwerb derartiger visueller Expertise für den Polizeidienst allein durch langjährige Erfahrung bringt jedoch erhebliche Risiken mit sich, z. B. im Bereich der Eigensicherung oder der kriminalistischen Tatortarbeit. In diesem Buch wird daher der Frage nachgegangen, ob das Blickverhalten von Polizisten bei polizeispezifischen Tätigkeiten auch durch Training verändert werden kann. Hierzu wurden zwei Verhaltenstrainings und ein E-Learning-Programm bei drei verschiedenen Polizeibehörden daraufhin untersucht, ob sie Veränderungen in der Blicksteuerung bei der Konfrontation mit aufgabentypischem Reizmaterial bewirken. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Eigensicherungstrainings mit bereits geschulten Einsatzkräften zwar eine Sensibilisierung für die Aufmerksamkeitssteuerung in Extremsituationen bewirken, jedoch keine grundlegende Veränderung der Blickstrategie. Die Entwicklung visueller Expertise für Bedrohungssituationen scheint daher langfristigerer Erfahrungs- und Reifungsprozesse zu bedürfen. Für die kriminalistische Tatortarbeit konnte hingegen gezeigt werden, dass bereits eine einmalige Trainingsmaßnahme Auswirkungen auf die Blicksteuerung bei der Analyse von Tatortfotografien hat, während allgemeine Erfahrung im Polizeidienst keine spezifische Expertise für diese Tätigkeit garantiert.