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Sinti und Roma zwischen Ausgrenzung und Selbstbehauptung

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Wie die Ernennung von „Sozialtourismus“ zum Unwort des Jahres 2013 verdeutlicht, werden durch manche Äußerungen zur sogenannten „Armutszuwanderung“ Menschen aus Südosteuropa diskriminiert, die hier rechtmäßig von der neuen Freizügigkeit in der EU Gebrauch machen. Dabei wird mit alten Vorbehalten gegen Sinti und Roma Politik gemacht. In einigen Medien oder durch Teile der Politik wird durch Anspielungen auf Stereotype vom „Zigeuner“ angedeutet, dass diese Minderheit besondere Probleme bereite. Neonazis hetzen ganz offen gegen Sinti und Roma. Der umfangreiche neue Sammelband „Sinti und Roma zwischen Ausgrenzung und Selbstbehauptung“ unterstreicht eindrücklich, dass sich die Vorurteile nicht auf rechtsextreme Kreise beschränken, sondern weit verbreitet sind. Als Gegengewicht zur emotional geführten Debatte bietet er auf 256 Seiten eine Fülle von Informationen. Er vereint Erfahrungsberichte, Interviews, wissenschaftliche und literarische Texte, die neue Impulse geben und einen Perspektivwechsel ermöglichen. Nicht nur Erscheinungsformen heutiger Ausgrenzung sowie die Rolle von Medien und „Roma-Experten“ für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, sondern auch deren Hintergründe werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Der Band thematisiert die Vielfalt der Lebenswirklichkeiten von Romnja und Roma, Sintezze und Sinti in Deutschland, wirft aber zugleich auch Schlaglichter auf die Situation in Ex-Jugoslawien und den neuen EU-Staaten. Ein zentraler Teil besteht aus Beiträgen, in denen Angehörige der Minderheit von ihrer Lebensgeschichte und ihren persönlichen Strategien der Selbstbehauptung erzählen. Texte zum Völkermord in der NS-Zeit und zur fortgesetzten Kriminalisierung der Verfolgten verdeutlichen die historische Dimension der Debatte. Neben Beiträgen von mehr als zwanzig weiteren Autorinnen und Autoren enthält das Buch einen Prosatext des preisgekrönten Schriftstellers Jovan Nikolić. Zu den Interviewten gehören der Kölner Musiker Markus Reinhardt und der Wissenschaftler Joachim Krauß, Zentrum für Antisemitismusforschung Berlin, der gerade gemeinsam mit Miriam Bistrovic die erste große bundesweite Studie zu romafeindlichen Einstellungen in der Gesamtbevölkerung durchgeführt hat. Marian Luca, mehrere Jahre lang Mitarbeiter des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, hinterfragt die Umsetzung der Rechte der Roma in der Europäischen Union. Um unterschiedliche Ansätze und Perspektiven für eine Verbesserung der Situation vorzustellen, schreiben Persönlichkeiten aus dem kulturellen, sozialen und politischen Bereich, insbesondere aus NRW, über ihre Arbeit. Neben einem Überblick über die Fachliteratur erleichtert eine Literatur- und Linkliste allen Interessierten die weitere Beschäftigung mit dem Thema. Nicht zuletzt erhöht eine aufwendige Gestaltung mit zahlreichen Fotos die Anschaulichkeit der Publikation. Die Veröffentlichung ist in der Reihe „Beiträge und Materialien der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus“ erschienen und wurde aus Mitteln des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend und Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

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2013

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