Orte der Macht im Cantar de Mio Cid
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Diese dem spanischen Nationalhelden Rodrigo Díaz, genannt „El Cid“ und den Attributen seiner Macht gewidmete Studie erscheint ganz unabhängig von den dazu geplanten Aktivitäten im Karlsjahr 2014 in Aachen. Dennoch verbinden die beiden Helden der frühen Versepik ihre „Orte“ oder Attribute der Macht – Löwe, Bart, Pferd und Schwert: Auch Karl schwingt sein Schwert „Gaudiosa“, und sein langer weißer Bart ist mindestens ebenso legendär wie jener des Cid. Und solche Parallelen werden sicher auch bei eingefleischten Karl-Fans die Neugier auf sein kastilisches Pendant wecken. Symbole lassen eindrucksvolle Bilder und Vorstellungen in den Köpfen der Zuhörer entstehen. Insbesondere das Mittelalter zeichnet sich durch eine von Symbolen durchzogene Kommunikation aus und bietet einen idealen Ausgangspunkt für deren Untersuchung. Die epische Dichtung des Mittelalters ist zur mündlichen Wiedergabe konstruiert und erfordert eine Form, die sich leicht merken und wiedergeben lässt; und wenn mit wenigen Worten möglichst viel Information vermittelt und Eindruck gemacht werden soll, sind Symbole ein geeignetes Mittel. Das in der mittelalterlichen Heldenepik fest verankerte Motiv der Macht ist deshalb besonders interessant, weil es als sozialgeschichtliches Phänomen so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst und in allen Kulturen fest verankert ist. Die vorliegende Studie befasst sich mit jenen Symbolen der Macht, die eine lange Tradition in unterschiedlichen Kulturkreisen und im altspanischen Heldenepos des Cantar de Mio Cid haben. Dies gilt hier besonders für den Löwen, den männlichen Bart, das Pferd und das Schwert in ihrer Funktion als Machtsymbole, da sie als Sinnbilder in den unterschiedlichsten Kulturen fest verwurzelt sind und als bedeutende Motive im Cid-Epos auftreten. Nach der Klärung des Symbolbegriffs im ersten Kapitel, werden in den folgenden vier Kapiteln die Machtsymbole Löwe, Bart, Pferd und Schwert einzeln untersucht. Im ersten Teil jedes Kapitels wird ein Überblick über die Geschichte und die Bedeutung des Symbols gegeben und ermittelt, in welchen Kulturen das Symbol auftritt und welche Bedeutung ihm dort zukommt. Die für diese Arbeit wichtigsten Deutungsmöglichkeiten – also jene, die auf das Motiv der Macht hinweisen – werden unter folgenden Fragestellungen eingehend betrachtet: In welchen Kulturen ist das Symbol vertreten? Wie weit reichen seine Wurzeln zurück? Welche Bedeutung(en) hat es? Variiert diese zwischen den Kulturen? Und vor allem: Was macht es zu einem Symbol der Macht? Der zweite Teil jedes Kapitels gilt dann der Analyse entsprechend ausgewählter Textstellen aus dem Cantar de Mio Cid um zu einer Gesamtschau der Symbole der Macht des kastilischen Helden zu gelangen.