Ordnung - Organisation - Organismus
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Was ist „Theoretische Biologie“ in ihrem jeweiligen historischen Kontext, der von einer Biologiehistorikergesellschaft zu verhandeln ist? Bei geschichtlichen Betrachtungen zur Theoretischen Biologie ist besonders zu berücksichtigen, dass sie nicht mit einer philosophischen, mathematischen oder physikalischen Biologie verwechselt oder gleichgesetzt werden darf, wenngleich sich im Entwicklungsverlauf immer wieder zahlreiche Zusammenhänge und Überschneidungen ergaben. Die Idee einer „Theoretischen Biologie“ entwickelte sich um 1900. Sie hat im historischen Umfeld die Aufgabe, zu einer konzeptionellen Grundlegung der Lebenswissenschaft im Prozess der Formierung der Biologie als Disziplin beizutragen, indem sie den gemeinsamen Theorienbestand von verschiedenen Einzeldisziplinen wie Zoologie, Botanik und Anthropologie auf deduktiver Basis erfasst. Der Band untersucht die Begriffsgeschichte und analysiert die Abgrenzungen zu Biophilosophie, Philosophie der Biologie, Allgemeiner Biologie und Mathematischer Biologie. Zu den wichtigsten Namen, die mit der Entwicklung der Theoretischen Biologie verbunden sind, gehören u. a. Jakob Johann von Uexküll (1864–1944), Adolf Meyer-Abich (1893–1971), Hans Driesch (1867–1941) und Ludwig von Bertalanffy (1901–1972), über deren Ansichten und Einschätzungen berichtet wird. Außerdem nimmt der Band mit der Vitalismus-Mechanismus-Kontroverse ein besonderes Konfliktfeld in den Blick und behandelt mit der Epigenetik ein viel diskutiertes Gebiet. Dabei werden auch umstrittene Forscher wie Karl Snell (1806– 1886) oder Paul Kammerer (1880–1926) betrachtet. Darüber hinaus steht im Grenzbereich von Biologie und Philosophie der Experimentelle Realismus im Fokus, oder es werden historische Problemstellungen um die Begriffe „Organismus“, „Verbreitung“ und „Ordnung“ in der Tiergeographie sowie die Ausbreitung des Evolutionsgedankens in Biologie, Sprachwissenschaft und Ethnologie/Kulturanthropologie analysiert. Die vielgestaltige Verwendung des Begriffes „Information“ im Kontext der Biowissenschaften wird untersucht. Erst das Zusammenwirken zahlreicher Konzepte aus verschiedenen Disziplinen, von der Mathematik über die Biologie und die Philosophie bis hin zur Semiotik, ermöglicht eine Analyse. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Tiersprachendiskurs des ausgehenden 18. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum.