Solei & Sahneschnitte
Authors
More about the book
Dieses Bild hatte ich jahrelang vor Augen: Da hat jemand keinen guten Tag, ist gedrückter Stimmung, wenig kann ihn aufmuntern. Plötzlich entschließt er sich ein altes Hausrezept gegen Depression zu probieren. Er holt Gemüse aus dem Kühlschrank, Kartoffeln aus der Kammer, sucht allerlei weitere Zutaten und beginnt eine Suppe zu kochen. Eine Ribollita, weil hier die Zubereitung besonders lange dauert. Schnibbeln, schneiden, lange, lange köcheln lassen. Zwischendurch ein kleines Gläschen Wein, eine Zigarette, ein Plausch mit einem Freund. Tabucchi weiß, seine Übellaunigkeit hat nicht mehr die geringste Chance. Tabucchi kocht gern. Damit befindet er sich allerdings auch in guter Gesellschaft. Das haben wir zumindest vermutet und uns deshalb getraut ein weiteres Mal Freunde und Kunden von schmitz. die Buchhandlung zu ermutigen für uns tätig zu werden. Und weil uns das nicht reichte, baten wir gleich noch um eine kleine Geschichte, die das Rezept abrunden sollte. Ein gar nicht so leichtes Unterfangen. 100 Rezepte nebst 100 Geschichten von 100 Köchen. Dass es letztendlich so lange gedauert hat, bis ein Buch aus der Aktion wurde, hat natürlich seine Geschichte. Schließlich sind es hundert liebevolle Beiträge, die mehr verdient hatten als hintereinander weggesetzt zu werden. Wir geben uns ja immer Mühe mit unseren Büchern, aber diesmal wollten wir Beschriebenes auch visualisieren. Klar war uns von vornherein nur, bitte keine Fotos. Denn wer schon einmal Essen unprofessionell fotografiert gesehen hat, der weiß, das Auge isst ganz bestimmt nicht immer mit. Deshalb bekam Dirk Uhlenbrock, unser Graphiker, den Auftrag, jedes einzelne Gericht zu illustrieren. Lange hat es gedauert, die passende Idee zu entwickeln, danach lief alles wie von selbst. Ein Bild nach dem anderen verließ seinen Schreibtisch, kleine Kunstwerke, die für sich gesehen schon ein Buch rechtfertigen. Und inhaltlich? Hundert Rezepte wurden eingereicht und von uns für Wert gehalten veröffentlicht zu werden. Kurze knappe Statements, längere rührende Geschichten. Urlaubserinnerungen, Gerichte aus der Kindheit und Familientraditiionen. Abtauchen in ferne Länder und fremde Gerüche, ein wenig wehmütige Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Wir haben neue Vokabeln gelernt: Ramanken, Klütern, Pierogi und Pastitisio befanden sich noch nicht auf unseren Festplatten. Eine wenig versteckte Liebeserklärung fanden wir genauso mutig wie das Eingeständnis, beim Kochen fast einen Wohnungsbrand verursacht zu haben. Sie werden an diesem Buch Ihre Freude haben! Aber bitte verstehen Sie das Buch nicht als Kochschule. Wir haben nicht jedes Gericht zweimal gegengekocht. So viel Vertrauen haben wir unseren Rezeptelieferanten entgegengebracht: es würde schon richtig und gut sein, was wir bekämen. Immerhin aber haben wir mehr als ein Dutzend Gerichte bereits nachgekocht. Es ist immer mehr als gut gegangen.