Suchtkrankheit in der Adoleszenz - als Folge von Bindungsstörungen in der frühen Kindheit
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In dieser Einzelfallanalyse steht die Lebensgeschichte eines jugendlichen Probanden, der sich einer mehrjährigen stationären Drogentherapie unterzogen hat im Mittelpunkt der Untersuchung. Seine Erzählungen aus vier Interviews innerhalb von sechs Jahren bilden die Basis der biographischen Analyse. Das Ziel war es zu analysieren welche biographischen Muster und psychodynamischen Hintergründe zu dem zwanghaften Drogenkonsum des Probanden führten und was der therapeutische Prozess an seinem Bindungsverhalten verändert hat. Der Proband sticht in einer Reihe von Patienten, die alle schwere Schicksale erlitten haben, durch seine ausgeprägte Häufung von Belastungsfaktoren nochmal hervor. Er ist ein Repräsentant für Kinder psychisch kranker Eltern, für sichtbare Andersartigkeit und daraus folgende Stigmatisierungsprozesse und für Kinder aus Einelternfamilien insbesondere durch Vaterlosigkeit. Die Ergebnisse der Fallstudie untermauern die Bedeutung der Beziehungserfahrungen für die Nachreifung von Mentalisierung. Der Proband konnte durch die konstanten, respektvollen Beziehungen zu den Therapeuten sein Defizit an Zuwendung ausgleichen. Diese neuen korrigierenden Bindungserfahrungen in der Therapie konnten dem suchtkranken Proband zu mehr Ich-Stärke und Selbstbewusstsein verhelfen. Er fasst Vertrauen in männliche Bezugspersonen, wird reflektierter, findet konstante Strukturen und kann durch verlässliche, haltende Beziehungen, seine Resilienz stärken. Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Kontinuität von persönlichen Bindungserfahrungen Nachreifungsprozesse aktivieren, die zu beträchtlichen Veränderungen des Bindungsmusters führen können.