(V)erlernte Hilflosigkeit
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Im menschlichen Zusammenleben gibt es wohl kaum ein Verhalten, von dem Menschen stärker abhängig und beeinflusst sind, als von gegenseitiger Hilfe und Kooperation. Die wissenschaftliche Befassung mit dem Thema steht jedoch noch am Anfang. Es scheint als sei helfendes Handeln vorbehaltlos positiv konnotiert und kompetentes Helfen erwartbar. Trotz der Relevanz und Omnipräsenz ist Helfen dabei keineswegs immer selbstverständlich oder problemlos. Die vorliegende Monographie Paula Sophie Günthers betrachtet Hilfesituationen in pädagogischen Kontexten unter Nutzung des analytischen Zugangs der Dokumentarischen Methode. Die Beschäftigung mit dem Feld der Hilfe führt dabei zu vielen Fragen, die das Konstrukt des Helfens selbst betreffen: Wann ist etwas hilfreich – und für wen? Wie hilfsbereit sollte jemand sein, um einem anderen dadurch tatsächlich zu helfen? Und (wie) kann ‚Hilfe‘ gelernt und dem Lernen geholfen werden? So führt diese Arbeit schließlich zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem erklärten pädagogischen Ziel der Selbstständigkeit vor dem Hintergrund der beobachteten Hilfesituationen. Die Hilfeakte werden abschließend auf ihre möglichen folgenschweren Effekte auf Identitätsinszenierungen beleuchtet. Somit geht diese Arbeit nicht nur der Forschungsfrage nach, wie sich Schüler*innen im Unterricht gegenseitig helfen, sondern auch, wie sie Helfen (v)erlernen.