Das "kulturelle Gedächtnis" im Buch Baruch
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„Irgendwann erfindet jeder Mensch eine Geschichte, die er sein Leben nennt.“ Bezogen auf das Buch Baruch lässt sich dieser Aphorismus von Mark Twain wohl so umformulieren: „Irgendwann findet jede Gruppe zu einer Erzählung, die ihre Identität benennt.“ Beide Sätze teilen die Annahme, dass das eigene Leben, im Sinne der eigenen Identität, nie einfach vorliegt, sondern im Modus von Narrativität eingeholt werden will. Für Jan Assmann kommen in seinen Arbeiten zum kulturellen Gedächtnis neben der narrativen Formung noch weitere Aspekte hinzu. Er berücksichtigt auch den Einfluss der Gruppe, um deren Identität es geht und die Situation, von der aus die Geschichte dieser Gruppe konstruiert wird. Um diese Geschichten zu tradieren, geht er davon aus, dass sie sich in bestimmten Medien kristallisieren und in Riten zum Ausdruck gebracht werden. In diesem Zusammenhang wird die Kommunikation oftmals institutionell abgesichert und es kommt zu einer Spezialisierung der Träger des kulturellen Gedächtnisses. Darüber hinaus bildet sich auch ein Selbstbild der Gruppe, welches wiederum Einfluss auf ihr Weltbild hat. All diese Aspekte hat Assmann in konkreten Merkmalen des kulturellen Gedächtnisses zusammengefasst, die im Rahmen dieser Arbeit als Analysewerkzeuge der Identitätsbildung im Buch Baruch zur Anwendung kommen. Es wird somit die Annahme näher untersucht, inwieweit es sich beim Buch Baruch um einen solchen identitätsstiftenden Text handelt, der auf narrative Art und Weise die Identität einer Gruppe formt. Es wird analysiert, welche Elemente des kulturellen Gedächtnisses nach Jan Assmann sich im Buch Baruch wiederfinden und welche Rolle diese Elemente hinsichtlich der Konstruktion einer Gruppenidentität des biblischen Volkes Israel übernehmen.